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Endlich im Jahr 1810, nach 48 Jahren Staatsdienst, wurde Ludwig Wagner von
Frommenhausen pensioniert. Der diesbezügliche Erlaß ist vom 30. Juli 1810 und
bestimmte die Zurruhesetzung rückwirkend per 23. April, dem St.-Georgs-Tag.
Ludwig Wagner räumte sofort die Dienstwohnung im Seminarsgebäude des ehemaligen
Jesuitenkollegs (heute Restaurant „Löwenbräu") und zog in das „Hüberische
Haus", das er für 220 Gulden jährlich gemietet hatte. In einem Schreiben
vom 25. August 1810, in dem er seine Besoldung von 1600 Gulden erwähnte,
bemerkte er, daß sein Wohnungsgeld mit 75 Gulden in Anbetracht der hohen Mieten
viel zu niedrig sei. „Hier, wo die Quartiere sehr rar sind", habe er kein anderes
Haus gefunden als das genannte.
Im übrigen wurde er mit voller Besoldung pensioniert, gestrichen wurden nur
die Deputate wie Korn, Dinkel, 1 Fuder Wein und Fourage für 2 Pferde, die er
zur Dienstausübung gebraucht hatte.
Über die letzten Lebensjahre Ludwig Wagners wissen wir nichts. Am 5. Oktober
1814 starb seine Frau. Nun war er mit der Tochter Josephine allein. Die beiden
Söhne Karl und Franz Joseph waren außer Haus, die anderen vier Töchter bereits
verheiratet.
Rosina, geboren am 18. August 1783, war am 22. April 1805 in der Dreieichenkapelle
mit Ludwig von Theobald getraut worden, dem Präsidenten der Oberrechnungskammer,
sie starb 1844 in Karlsruhe.
Luise Ernestine, geboren am 21. April 1787, wurde am 21. Juli 1806 in der gleichen
Kapelle mit dem Fürstl. Fürstenbergischen Obervogt von Tengen, Martin Johann Baptist
Mors, getraut. Sie starb 1845 in Freiburg. Nachkommen leben heute in Hannover.
Die Tochter Magdalena, die am 20. Juli 1785 geboren war, ehelichte am 3. Oktober
1810 den aus Lichtental stammenden Wund- und Leibarzt Dr. Johann Eckerle, mit dem
sie in der Klosterkirche Lichtental getraut wurde. Nachkommen leben in Freiburg.
Und im Jahr 1813, am 23. Juni, heiratete Ludwig Wagners Tochter Cacilia, geboren am
29. September 1788, den Badener Arzt und Landphysikus Dr. Alois Meier, der sich ein
prachtvolles Palais von Weinbrenner erbauen ließ, das er später an den Großherzog verkaufte
(heute Stadtsparkasse Baden-Baden). Cacilia starb bereits 1821.
Die jüngste Tochter Wagners, die am 7. März 1792 in Baden-Baden geborene Josephine,
heiratete erst nach dem Tod ihres Vaters, am 28. Mai 1818, den Hohenzollern-Sigmaringi-
schen Obervogt in Gamertingen, Jakob Hermanuz.
Erstaunlicherweise fand die Hochzeit des Sohnes Karl, geboren am 14. November 1778,
in der Badener Stiftskirche statt, fünf Jahre nach dem Tod des Vaters, am 8. Februar 1822.
Die Familie scheint also zu dieser Zeit noch immer eine Wohnung in Baden-Baden gehabt
zu haben, zumindest war die Verbundenheit mit dem gewesenen Amtssitz des Vaters so
groß, daß der Sohn hier heiratete, obwohl die Braut aus Ulm war. Karl Wagner heiratete
Crescentia Epplen von Hertenstein, eine Tochter des Königl. Bayerischen Direktors der
Generallandesdirektion. Uber seine hohe Stellung in Ludwigsburg, seinen Neubau in
Frommenhausen und seinen Sohn, der Staatsminister wurde, hörten wir bereits.
Die Ehe des jüngsten Sohnes Franz, geboren am 6. September 1790, war deshalb ungewöhnlich
, da dieser 1823 die Tochter eines evangelischen Kaufmanns Koch aus Eßlingen
ehelichte und, als erster in der katholischen Familie, seine Kinder evangelisch erziehen
ließ. Ein Sohn Ludwig wurde Generalmajor und trat nach dem Tod seines Vetters, des
Staatsministers, in den Besitz des Rittergutes Frommenhausen ein, das 1895 zum Fideikommiß
erhoben wurde.
Über den ältesten Sohn Ludwig Wagners aus der ersten Ehe, den am 18. Juni 1774 ge-
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