http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1969/0344
der Stadt Baden-Baden gelegt, von andern an den Lauf des Oosbachs im Tal. In
Wirklichkeit muß er beim Sinzheimer Weiler Winden begonnen haben. Dorthin
mußte also die Grenze vom Rhein her zielen. Zunächst folgte sie dem rechten,
dammlosen Unterlauf der Murg, dem sich südlich eine große, mit Schilf überwucherte
Sumpflandschaft anschloß. Sie ist von ihrer Bewachsung her bis heute das
Ried geblieben.
Etwa 4 km oberhalb Rastatt, bei Kuppenheim, erreichte der sogenannte Kinzig-
Murg-Fluß die Murg, der in seinem 1 bis 1 % km breiten Bett nicht nur das Wasser
der Oos und der kleinen Bächlein aus der Vorbergzone heranführte, sondern auch
das des Sand-, Sulz- und Laufbaches. Der Sandbach floß direkt von Süden zu, die
beiden anderen brachen zwischen Weitenung und Leiberstung durch den Bruchwald
und wurden von der Randdüne des Hochgestades nach Nordosten zum Kinzig-
Murg-Fluß abgedrängt. Die Römer hatten die Wassermassen aus dem Süden durch
den Durchstich durch das Hochgestade in die Rheinniederung hinausgeleitet. Aber
nach ihnen gab es lange niemand, der ihr Werk erhalten hätte. Diese natürlichen
Hindernisse nützten die Franken selbstverständlich. Ihre Grenze zog also von der
Murgmündung an am Ostufer der Murg und des Kinzig-Murg-Flusses entlang und
wurde erst südlich von Oos ans Gebirge gelenkt. Daher gehörten die Rieddörfer
Winters-, Otters- und Plittersdorf, obgleich sie bedeutend nördlicher als die
Gebirgsgrenze lagen, nie zum fränkischen Ufgau, sondern immer schon zur alemannischen
Ortenau. Es soll nun untersucht werden,
wie die beiden Gaue zu ihren Namen kamen.
Die Einteilung in Gaue ist den Franken zuzuschreiben und bestimmt auch ihre Benennung
. Zur Auslegung der beiden Gaunamen müssen wir die beiden aufeinander und
auf die damaligen Verhältnisse, auch die sprachlichen, beziehen. Der Ufgau war der
oberste Gau des Frankenreiches. Die Silbe uf stammt daher und ist uns verständlich, da
die alte Bezeichnung „nach oben" immer noch nuff lautet. Bis ins 18. Jahrhundert galten
für die Himmelsrichtungen allgemein folgende Bezeichnungen: für östlich diesseits, für
westlich anderseits, für nördlich unten, für südlich oben. Der Ufgau war also der oberste,
der südlichste Gau. Man war nach der Einführung der neuen Bezeichnungen lange nicht
überall im klaren, wie sie anzuwenden wären. Selbst der markgräfliche Bauoberinspektor
Krohmer verwechselt 1771 in einem Bericht über die Grenzen des Kirchspiels Steinbach
Norden mit Osten, Osten mit Süden, Süden mit Westen und Westen mit Norden.
Der südlich anstoßende alemannische Gau war der Grenzgau und wurde als solcher
benannt. Das Wort Grenze war aber damals noch nicht gebräuchlich, man sagte dafür Ende,
Spitze oder Ort. Der Gau war also der Ortgau. Schriftlich wird er aber erstmals als
Mordunowa = Mortenau erwähnt. Das bewog schon manchen Forscher, den Namen von
dem Wort Mort her zu erklären. Auch der anerkannte Heimat- und Sprachforscher Batzer
in Offenburg bemühte sich in diesem Sinne und berichtet darüber 1929 in der Zeitschrift Die
Ortenau. Er legte seinen Untersuchungen Geländebezeichnungen wie Moor, Moos, Muhr, Düne
usw. und die Personennamen Mordo, Morta, Marten, auch das Wort Mörder zugrunde, kam
aber zu keinem vertretbaren Ergebnis und schloß daher seine Untersuchungen mit der
Feststellung: „Alle diese Deutungen befriedigen nicht, weil sie der deutschen Sprache zuwider
sind ... Sie sind problematisch, solang nicht ein glücklicher sprachlicher Fund uns
des Rätsels Lösung bringt." Die Kernfrage ist nun meines Erachtens die, wie der M-Laut
in den Gaumen kam. Auch dabei müssen wir auf die Mundart zurückgreifen und auf
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