http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1970/0255
Das Schicksal der Ruine
Im Jahre 1806 fiel die Herrschaft Kinzigtal an das Land Baden. Die Ruine des
Schlosses Schenkenzell gehörte zum geschlossenen Hof gut „Schloßhof". Dieser Hof
gehörte 1848 dem Schenkenzeller Bürger Philipp Kilgus. Bei einer am 10. April
1849 erfolgten Versteigerung des Schloßhofes wurde der Schloßberg mit der Ruine
vom übrigen Hofgut getrennt. Den Schloßberg erwarb der Schenkenzeller Dorfmüller
Anton Gruber. Den Hof, der obere Schloßhof genannt, steigerte der Schap-
bacher Sonnenwirt F. Xaver Armbruster. Am 16. Dezember 1895 wurde der
Schloßberg mit der Ruine wieder versteigert. Der neue Besitzer war der Schenkenzeller
Bürger und Küfer Johannes Dieterle. Er verkaufte am 22. November 1897
zusammen mit seiner Ehefrau, einer geborenen Gruber, die 16 a 10 qm große
Ruine samt 2 ha 35 a 20 qm umfassende Hofreite an die Herren Fritz Heinrich
Weber und Eduard Haueisen, Kaufmann in Stuttgart. Von diesen ging der Schloßberg
nachmals an Dr. Marnikgnad über.
Um den baulichen Zustand der Ruine, besonders des hohen Giebels des Palas,
war es zu Beginn dieses Jahrhunderts schlecht bestellt. Das Mauerwerk hatte sich
an vielen Stellen gelockert. Der Großherzogliche Badische Konservator der öffentlichen
Baudenkmale in Karlsruhe setzte sich für die Erhaltung der Ruine ein. Im
Jahre 1913 wurden die noch vorhandenen Mauern einer gründlichen Renovation
unterzogen. Besonders die Fensteröffnungen mußten fast alle erneuert werden, da
in ihnen das Mauerwerk nachgebrochen war, weil man in früheren Jahren die
Fenstergewände entfernt hatte. Es hieß in dem Baubeschrieb: „Die Bogen sind
überall an den Sichtflächen mit rauhen Steinen zu mauern und mit Zahnungen zu
versehen. Diese Bogen sind ca. 15 cm innen und außen hinter den Mauergrund zu
legen. Die abgebrochenen Mauerflächen sind ,wild' zu mauern." Aus diesen Restaurierungsarbeiten
ging die Ruine Schenkenburg dann so hervor, wie wir sie heute
sehen. Wir verdanken ihnen, daß sie als schönste Burgruine im oberen Kinzigtal
erhalten blieb.
Im Jahre 1953 hat die Gemeinde Schenkenzell den Schloßberg samt Ruine käuflich
erworben. Die vorhandenen Weganlagen wurden ausgebessert, womit man für
die Sicherheit der Besucher in dem abschüssigen Gelände Vorsorge traf, Ruhebänke
wurden aufgestellt, die zur besinnlichen Rast auf diesem historischen Boden
einladen. Der Schloßberg wurde in das Erholungsgebiet des aufstrebenden Luftkurortes
Schenkenzell einbezogen und ist seither ein beliebtes Ausflugsziel für die
Einheimischen und Kurfremden. Durch Verordnung des Landratsamts Wolfach
vom 10. Mai 1968 wurde der Berghang mit der in das Kinzigtal vorspringenden
Bergnase, auf der die Ruine der Schenkenburg steht, zum Landschaftsschutzgebiet
(Größe 80 ha) erklärt. Denkmalschutz und Landschaftsschutz werden nun dafür
eintreten können, daß die Ruine und das schöne Landschaftsbild, in dem sie liegt,
in der Zukunft erhalten bleiben.
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