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Zum Jubiläum des Konzils von Ephesus 431, wo Maria als Gottesmutter anerkannt
wurde, hatte man 1931 mit 200 Teilnehmern die erste Lichterprozession
gehalten. Es kamen die Studenten der Lenderschen Anstalt aus Sasbach; mehrere
Studenten ließen sich in der Lindenkirche in die Marianische Kongregation aufnehmen
. Selbst aus dem Elsaß kam 1932 wieder eine Prozession aus Selz, und im
gleichen Jahr hielt man eine Feier zu Ehren der hl. Theresia vom Kinde Jesu.
Die Priester aus den Dekanaten Achern, Bühl, Baden-Oos trafen sich am 2. Juli
1934 in Maria Linden zu ihrem Titularfest.
Anlaß zu großen Feierlichkeiten bot das Jahr 1934, als man nach dem Jubiläum
des Konzils von Ephesus außerhalb von Rom den Jubiläumsablaß gewinnen und
zugleich das 450jährige Bestehen der Erinnerung an den Bau der ersten Wallfahrtskirche
im Jahre 1484 begehen konnte. In den Tageszeitungen hatte man
einige Berichte gebracht und eingeladen. Pfarrer Buttenmüller gab ein Wallfahrts-
büchlein heraus und ließ von Karl Kurz aus Bühl in Gedichten die Entstehung
der Wallfahrt besingen. Das Spiel wurde im „Hirschen" aufgeführt.
Für die Festwoche vom 2. bis 8. Juli waren die Straßen von Ottersweier wieder
mit blau weißen Fahnen und mit Tannenreis geschmückt; kein Haus, kein Zaun
war ohne Schmuck. Bei der Lichtprozession, an der 2 000 Menschen teilnahmen,
mußten zum erstenmal Lautsprecher eingesetzt werden. Große Berichte erschienen
nachher in den Tageszeitungen, so im Acher- und Bühler Boten. Zwar waren die
Abendpredigten mit Pater Gessert SJ zum Jubiläum wegen der Feldarbeiten
nicht gut besucht; die Feier wurde darum mit Predigten von Superior Stehle aus
Neusatzeck im Oktober nachgeholt.
Obwohl Pilger und Prozessionen kommen, merkt man bei der Wallfahrtskirche
nichts von einem Rummel. Unmittelbar bei der Kirche stehen kleine Verkaufsstände
. Als 1930 an den alten Lindenbäumen schreiende Reklametafeln angebracht
wurden, genügte eine Notiz in der Zeitung, und die häßlichen Plakate waren
verschwunden.
Dank des neu erwachten Eifers, konnten an der Kirche auch mehrere Verbesserungen
durchgeführt werden. Nachdem der Kreuzweg erstellt war, wurde die Kirche
1874 restauriert, die Altäre und die Kanzel wurden neugefaßt, im Chor gemalte
Fenster eingesetzt und die ganze Kirche von Maler Flick ausgemalt. Eine gründliche
Renovierung erfolgte 1909. Unter dem Lindenpfarrer Dr. Franz Xaver
Burkhardt wurden mitten im Weltkrieg 1914—1918 das Langhaus renoviert.
Maler Rieger aus Lautenbach erneuerte die Gemälde, die Altäre und die Kanzel,
Bildhauer Siegel aus Bühl gestaltete die Brüstung der Empore, Maroder restaurierte
das reichgeschnitzte Gehäuse der Orgel, Kanzel und Altar wurden neugefaßt
und vergoldet, Pfister aus Karlsruhe schuf einen neuen Kreuzweg, Voit aus Karls-
ruhe-Durlach erneuerte die Orgel, und das alles mitten im 1. Weltkrieg für
22 000 Mark.
Berufen von Erzbischof Konrad Gröber, übernahmen 1936 die Kapuziner der
Rheinisch-Westfälischen Ordensprovinz unter P. Emmanuel von Vimbuch die
Wallfahrtsseelsorge und richteten sich in der alten Kaplanei ein. Ernste Schäden
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