http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1971/0145
Entstehung und bauliche Entwicklung
der Stadt Haslach im Kinzigtal
Versuch einer Rekonstruktion
Von Franx Schmider
Wer das Wesen einer Sache erkennen will,
muß deren Entwicklung möglichst von Anfang an kennen.
I. Die Landschaft
Nach allgemeiner Auffassung war die Talsohle der Kinzig in der Frühzeit nicht
besiedelt. Dies hatte einen natürlichen Grund: Ungebändigt durchfloß die Kinzig
das Tal, bei den großen Hochwassern ständig ihren Lauf ändernd und in Arme
geteilt, manchmal die ganze Talbreite einnehmend. Auffallend ist im mittleren
Kinzigtal, insbesondere auf der Strecke zwischen Hausach und Biberach, daß der
Flußlauf fortwährend von einem zum andern Ufer hin und her wechselt. Grund
dafür sind die einmündenden Seitenbäche, die durch ihre Geröllmassen den geraden
Weg versperren. So drückt die von Triberg kommende Gutach östlich von
Hausach das Kinzigbett bis dicht an den nördlichen Bergfuß. Unterhalb Hausach
strömen gleichzeitig zwei Bäche aus den beiden Seitentälern der Gemeinde Einbach
auf die Kinzig zu, so daß der Hauptfluß in der Talmitte verbleibt. Unterhalb
von Hausach genügen schon die beiden kleinen Bäche aus dem Sulzbach- und dem
Adlersbachtal, um die Kinzig oberhalb des Martinshofes ganz an den nördlichen
Talrand zu drücken, während der einmündende Fischerbach die Kinzig wieder
auf die andere Talseite schiebt am Schwiggenstein und an der Einbuchtung des
Gweihlochs. Am Zusammenfluß der beiden Talbäche von Mühlenbach und Hofstetten
hat sich ein ausgedehnter Schutthügel gebildet, auf dem später die Stadt
Haslach entstanden ist und der bewirkt hat, daß die Kinzig dicht am Fuß des
Herrenbergs entlangfloß. Der Bach aus dem Tal Welschbollenbach trieb den Fluß
wieder auf die andere Talseite an den Fuß des Artenbergs, der heute durch große
Steinbrüche abgesprengt wird. Unterhalb von Steinach finden wir, verursacht
durch den Zufluß des Welschensteinacher Talbaches, die Kinzig wieder auf der
nördlichen Talseite, wo heute eine feste Brücke eine Überfahrt über die Kinzig
bildet. In dem sich dann stark verbreiternden Tal kann sich der Fluß in mehrere
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