http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1972/0040
arbeit mit den Denkmalämtern scheint bis zum zweiten Weltkrieg gut funktioniert zu
haben, zumal in jener Zeit mehr denn je die Erhaltung der Altertümer von staatlicher
Seite gefördert wurde. Nach dem zweiten Weltkrieg fiel die Archäologie durch den Ausfall
wissenschaftlicher Kapazitäten und den kriegsbedingten Mangel an Fachleuten zum
Teil in die alte Provinzialarchäologie zurück. Die Verbindung zu den Geschichts- und
Heimatvereinen war von staatlicher Seite unterbrochen, und der alte vaterländische Eifer
wurde weitestgehend mißbilligt. Erst in jüngster Zeit besinnt sich der Staat wieder mehr
auf die Kulturdenkmale, zu deren Erhaltung er verpflichtet ist.
Mit dem neuen Denkmalpflegegesetz vom 25. 5. 1971 wird der Wille hierzu zwar bekräftigt
, aber der Vollzug fast dem Zufall überlassen, denn die Denkmalämter mit ihren derzeitigen
personellen Besetzungen scheinen zu schwach, um in allen Landesteilen die starken
Bodenbewegungen zu kontrollieren. Dazu kommt eine Menge Altertumsdenkmale, die geordnet
und restauriert werden sollten. Allein das Bodendenkmalamt in Freiburg lagert
tonnenweise Keramikstücke, die noch nicht zusammengesetzt und wissenschaftlich ausgewertet
sind. Der Staat wird sich darauf besinnen müssen, stärker als bisher die Geschichtsvereine
einzuschalten, um das Kulturgut schützen zu helfen, denn gerade bei diesen Vereinigungen
finden sich Idealistenreserven, die bereit wären, aktiv mitzuarbeiten.
Der archäologische Mitarbeiter sollte in erster Linie regelmäßig Sand-, Kies- und Lehmgruben
, Ausschachtungen für Neubauten, neue Straßen und Kanäle beobachten. Denn es
kommt oft vor, daß Funde aus mangelnder Kenntnis einfach nicht beachtet werden. Auch
Mutwille kann dazu verleiten, Fundgut zu zerstören. Schließlich fürchtet mancher Unternehmer
seinen Arbeitsgang gestört, wenn er den erkannten Fund weitermeldet. Bei den
Begehungen sollte der Mitarbeiter mit den Bauarbeitern Kontakt aufnehmen, auf den
Wert, die Merkmale und die Fundumstände der Bodenaltertümer hinweisen. Die Fundumstände
und Merkmale können je nach der Epoche verschiedener Natur sein.
Gegenstände der Steinzeit werden häufig an erhöhten Plätzen in der Nähe von Wasserstellen
, wie Quellen, Bäche und Seen, zu finden sein. Dabei ist es wahrscheinlich, daß die
heutigen tektonischen Formen der Landschaft wesentlich verändert aussehen. Die Quellen
sind oft versiegt, die Bäche versandet und die Seen vermoort. Heute weisen meistens nur
noch Wasserlöcher, Bodenwellen und Vertiefungen darauf hin. An jenen Ufern und erhöhten
Plätzen lagerten einst die steinzeitlichen Jäger und lauerten dem durstigen Wild
auf. Dort können die damals üblichen Waffen und Werkzeuge oft in erstaunlicher Anzahl
gefunden werden. Erkenntlich sind diese Gegenstände an der Art des Materials und an
ihren scharfen Bruch- und Schliffstellen. Als Material verwendeten die Steinzeitleute mit
Vorliebe Kieselschiefer, grünlichen Granit und Basalt. Sie fertigten daraus Steinbeile
und Faustkeile. Für ihre Kleinwerkzeuge, wie Klingen, Schaber und Bohrer, die oft nicht
größer als Fingernägel sind, gebrauchten sie vorwiegend Silex, Jaspis, Feuerstein und
Karneol. Ihre Pfeil- und Speerspitzen waren sowohl aus Horn und Knochen als auch aus
Feuerstein. Da sie die Töpferscheibe noch nicht kannten, war ihre Tonware oft ziemlich
dick, aber keineswegs unförmig. Mit Holzfeuer gebrannt, erscheint die Bruchfläche verkohlt
und bröckelig, während die Außenwand meist rot bis dunkelbraun aussieht. Nicht
selten ist die Oberfläche der Tonware mit mehr oder weniger groben Quarzkörnern
gespickt. Der Boden ihrer Wohnungen war mit gestampftem Lehm befestigt und kann oft
schon beim Pflügen der Felder beobachtet werden. Seit der späteren Steinzeit bauten die
Menschen Schutz- und Befestigungsanlagen aus Gräben und Wällen. Oft läßt eine Verfärbung
in Verbindung mit entsprechenden Funden einen steinzeitlichen Schutzgraben,
Erdwall oder Steinwall erkennen.
Zu Beginn der Metallzeit bestatteten die Bewohner unserer Gegend ihre Toten in größeren
und kleineren Grabhügel. Obwohl ein großer Teil dieser Begräbnisstätten der Bodenkultur
zum Opfer gefallen ist, harren immer noch viele dieser Bodendenkmale, oft
38
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1972/0040