http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1972/0041
gut erhalten, auf ihre Entdeckung. Sie sind kreisrund und meistens sehr flach, doch
erreichen manche eine Höhe von mehreren Metern, und ihr Durchmesser kann von wenigen
Metern bis über hundert Meter variieren. Zerstörte Gräber hinterlassen je nach ihrem
inneren Aufbau Holz, Lehm oder Steine. In Kiesablagerungsgebieten wurden die Gräber
aus großen Kieselsteinen aufgesetzt und wie die übrigen mit Erde abgedeckt. Da als
Grabbeigaben Waffen, Streitwagen, Schmuck und Tonware den Toten mitgegeben wurde,
können Bronze-, Eisen- und Tonteile auf den Plätzen abgepflügter Hügelgräber gefunden
werden. Während die Bronzeteile durchweg mit einer grünen Patinaschicht überzogen
sind, können Eisenteile wegen ihrer hohen Unreinheit relativ gut erhalten sein. Die
Tonware jener Zeit war durch eingetiefte Muster reich verziert. Die formschönen Töpfe
waren meist hartgebrannt und hatten oft einen dunklen metallischen Glanz.
Auch die keltischen Bewohner unserer Heimat hinterließen uns ihre Spuren. Sie wohnten
anfänglich in Holz-Lehm-Häusern, von denen kaum etwas übrigblieb. Die Toten bestatteten
sie oft mit schönem Schmuck aus getriebener Bronze und mit Gewandspangen.
den sogenannten Fibeln. Später glichen die Kelten ihre Kultur der römischen an und integrierten
um die Zeitwende vollständig.
Am einfachsten kann der Laie die Siedlungen aus der Römerzeit erkennen. An solchen
Plätzen gibt der Boden oft große Mengen Ziegelreste, Bruchsteine aus Kalk-, Sand- und
Hauptrogenstein frei. Aber auch Topfstücke, Eisen- und Bronzeteile, tierische Abfälle und
sogar Münzen können dort gefunden werden. Die sogenannten Leistenziegel unterscheiden
sich durch zwei dicke hochgezogene Ränder und durch ihre besondere Größe von den
heutigen Dachziegeln. Terra sigillata, das feine römische Tafelgeschirr, hat einen mattroten
Überzug. Zusammen mit Leistenziegeln ist Terra sigillata ein Indiz der Römerzeit.
Die übrige Keramik unterscheidet sich durch ihre ausgeprägten Randwulste von der Tonware
anderer Epochen. Die Häuser waren aus Holz, Lehm oder aus Stein. In der Römerzeit
wurden die Toten sowohl in Urnen als auch in Gräbern aus zusammengesetzten Steinplatten
beigesetzt.
Spärlicher sind die Funde aus der Alemannenzeit. Sie konzentrieren sich auf Gräber mit
allerlei Beigaben. So wurde den toten Germanen Waffen und Schmuck, der oft aus Tonperlen
bestand, ins Jenseits mitgegeben. Die Gräber werden meistens in großer Gesellschaft
gefunden. In Reihen angeordnet, spricht der Fachmann von den alemannischen
Reihenfriedhöfen, die in der Ortenau seltener als im Breisgau zu finden sind. Von ihren
Häusern, die aus Holz-Lehm waren, ist alles vergangen. Lediglich Verfärbungen von den
Holzteilen sind gelegentlich im Boden zurückgeblieben.
Für die Heimatgeschichte sollten auch die Funde des frühen Mittelalters beachtet werden,
da aus jener Zeit relativ wenig schriftliche Urkunden erhalten sind. Viele Häuser und
Weiler lagen damals gestreut in der Landschaft und mußten im Laufe der Zeit aus verschiedenen
Gründen verlassen werden. Auch hier können Funde und Ausgrabungen zur
Gesamtgeschichte der Gegend beitragen.
In den Wäldern unseres Gebirges wartet noch eine große Anzahl Schutz-, Verteidigungsund
Grenzwälle sowie Befestigungs- und ältere Burganlagen auf ihre Entdeckung und
Datierung.
Der sorgfältige Mitarbeiter beobachtet bei seiner Begehung aufgefallene Spuren über
größere Zeiträume. Nur dadurch ist er in der Lage, aus einem Mosaik verdächtiger Momente
das Gesamtbild über vergangene Siedlungen, Wegenetze, Wälle und Burganlagen
zu erhalten. Dies ist um so mehr erforderlich, als bei verschiedenen Witterungs- und
Bewuchsverhältnissen die Perspektive des Beobachters verändert sein kann. Er sollte alle
verdächtigen Spuren registrieren und eventuell mit einem Fachmann auswerten. Dazu
bedarf es eines engen Kontaktes mit den Archäologen des Landesdenkmalschutzes, Abteilung
Bodendenkmalpflege.
39
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1972/0041