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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1972/0044
die aber gleichfalls ein unerfreuliches Hindernis für die Flößerei darstellte. Mit dem Plan
einer verkehrstechnisch besseren Brücke befaßte man sich in den Jahren nach 1810. Anfang
1816 wurde dann in Karlsruhe der „Brückenbau über den Kinzigfluß bei Biberach" amtlich
genehmigt. Die Brücke sollte einen Unterbau aus Stein haben und darüber in Form
einer Eisen-Holz-Konstruktion ausgeführt werden. Sie war nach Ablauf eines Jahres
fertiggestellt und konnte Anfang März 1817 dem Verkehr übergeben werden.
Wie bereits gesagt, hatte man hier an der Kinzig alle Formen des Flußübergangs versucht
und alle Möglichkeiten des Brückenbaus in den verschiedenen Baustoffen angewendet.
Heutzutage ist neben die herkömmlichen Materialien beim Brückenbau der Beton mit
seinen hervorragenden Eigenschaften getreten, und wenn wir in der Landschaft noch da
und dort einer Holzbrücke begegnen, empfinden wir diese als Überbleibsel aus einer vergangenen
Zeit.

Die Aufgabe des Heimathistorikers

Von Manfred Hildenbrand

Wir beobachten heute in zunehmendem Maße gerade bei der jüngeren Generation ein Desinteresse
an der Heimatgeschichte und am heimatlichen Brauchtum. Ein Hauptgrund für
diese Entwicklung liegt wohl darin, daß der Lebensstil des modernen Menschen, sein Aktionsdrang
und seine ständige Mobilität nur selten langandauerndes Verweilen in der Vergangenheit
zulassen. Gegenwartsbesessen entfremdet er sich seinen engsten historischen Bindungen
. In unserem zukunftsbezogenen technischen Zeitalter, das mit seinem unwiderstehlichen
Sog, mit Tempo und Intensität alle Lebenskräfte an sich reißt, scheint nur noch
sehr wenig Platz für die Beschäftigung mit der Heimatgeschichte zu sein. Daß wir diesem
Sog nicht alles opfern, sondern ihm jene heimatgeschichtlichen Werte vorenthalten, die
unseren technisierten modernen Lebensstil noch bereichern können, das ist eine der wichtigsten
Aufgaben, die der Heimathistoriker zu lösen hat.

Die Liebe zur Heimat ist eine der Hauptvoraussetzungen für die Beschäftigung mit der
Geschichte der Heimat. Tiefere Heimatliebe baut sich aber erst auf tieferer Kenntnis um
das Wesen der Heimat, ihre Kultur, ihre Geschichte auf. Die Aufgabe des Heimathistorikers
ist es, das Geflecht der Bindungen aus dem heimatgeschichtlichen Raum für die Gegenwart
transparent zu machen. Die Geschichtswissenschaft hat längst erkannt, daß gesicherte historische
Ergebnisse nur aus den bis zum Grund erforschten Einzelheiten fließen, die vor allem
im begrenzten Gebiet der Lokalhistorie manifest sind.

Heimatgeschichtliches Forschen muß wie alles historische Forschen ein streng wissenschaftliches
Arbeiten sein. Dies bedeutet, durch exakte Analyse der historischen Quellen, vom
Gegenstand her sachgerecht und kritisch, selbstverantwortlich und unabhängig neue Zusammenhänge
darlegen, sich in der Aussage nur so weit vorwagen, wie die eigenen Erkenntnismittel
reichen.

Die Erforschung der Heimatgeschichte muß auf dem wichtigen methodologischen Prinzip
beruhen, das auch heute in der allgemeinen Geschichtswissenschaft mehr und mehr an
Bedeutung gewinnt: dem Prinzip, das Blickfeld auf möglichst alle Bereiche menschlicher
Tätigkeit auszudehnen und der Mannigfaltigkeit und Einheit des historischen Lebens gerecht
zu werden. Bei allem heimatgeschichtlichen Forschen geht es demnach um die Einheit
des Lebens, wie sie in der Vergangenheit bestand, um das Wiedererwecken historischer
Totalität durch schöpferische Synthese.

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