Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1972/0050
harte, expressive Überdeutlichkeit der Marter, des Elendes und der Gewalt: hier
erscheint es überwunden, gelöst und besänftigt. Anstelle des auch formal unge-
bändigten Schreckens, der das Bild ehedem schmerzhaft erfüllte, ist eine ruhige, gesammelte
Trauer getreten. Den einst schlaff herabfallenden rechten Arm Jesu hält
Maria mit einer zierlich-preziösen Geste, und der früher starre, leichenstarre Körper
ruht jetzt ganz leicht in ihrem Schoß, in der großartigen Umhüllung ihres Mantels
. „Ich sihe in jaemerlichen an, / dä von muoz ich kumber hän" (Lichtenthaler
Klage)3, aber dieser Blick meint zugleich den gläubigen Beter. Es ist dies eine
Aufforderung, im Mitleiden, in der mystischen „Compassio" ihr gleichförmig zu
werden, ganz und gar mit ihr sich zu identifizieren — eine Aufforderung, die,
ähnlich auch ins Passionsspiel gehörend, ihr Ziel dort erreicht, wo betrachtendes
Subjekt und betrachtetes Objekt in der kontemplativen Betrachtung selbst ineinander
aufgehen. Die stille Innigkeit des Gefühls wird vermittelt durch Geschlossenheit
der Form, die nicht allein im Faltenwurf des Gewandes schon ba-

I Helmut de Boor (Hrsg.): Die deutsche Literatur, Texte und Zeugnisse, Bd. Mittelalter, München 1965,
S. 450.

48


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1972/0050