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Der schwerste Tag in der Geschichte Haslachs
Die schreckliche Zeit während des Spanischen Erbfolgekrieges
Von Manfred Hildenbrand
Am 31. August 1704 erlebte Haslach im Kinzigtal den schwersten Tag seiner bisherigen
Geschichte. An diesem letzten Augusttag zu Beginn des 18. Jahrhunderts
legten französische Soldaten das ganze Städtchen in Schutt und Asche. Ungefähr
neunzig Prozent der Häuser Haslachs wurden damals zerstört, die Bevölkerung
hatte Hals über Kopf die Stadt verlassen und war in alle Winde zerstreut. Wie
kam es zu dieser Katastrophe, die Haslach an den Rand des Untergangs brachte?
Mit dem Tode König Karls II. von Spanien brach 1701 der Spanische Erbfolgekrieg
aus, in dem sich die europäischen Großmächte stritten, ob der Sohn Kaiser
Leopolds L, Erzherzog Karl, oder der Enkel des französischen Königs Ludwig
XIV., Herzog Philipp von Anjou, den spanischen Thron erben sollte. In
diesem Krieg, der zunächst auf den Kriegsschauplätzen Italiens ausgetragen wurde
, führte der oft bewährte Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden, der berühmte
„Türkenlouis", den Oberbefehl am Oberrhein1. Da sein Heer noch längst nicht
die erforderliche und vorgesehene Stärke hatte, um der französischen Invasion
standzuhalten, war Ludwig vollkommen auf die Defensive angewiesen und mußte
sich beschränken, den Ansturm der Franzosen durch Anlage umfassender Befestigungswerke
aufzuhalten. Bei Kehl und Offenburg wurden Schanzen aufgeworfen.
Gräben, Reduiten und Wälle wurden zwischen Hornberg, Hausach und Haslach
neu gebaut oder die alten Befestigungen verstärkt. Die „Prechtaler Schanze", die
„Schwedenschanze" auf dem Rohrhardsberg, das Grabensystem auf dem rechten
Ufer der Gutach mit der nach Ludwig Wilhelm benannten „Markgrafenschanze"
erinnern noch heute an dieses Befestigungssystem.
Die Haslacher wie auch die Hausacher Schanzen wurden bereits in der ersten
Hälfte des 17. Jahrhunderts gebaut. Schon 1610 wurde ein Schanzensystem unterhalb
Haslachs aufgeworfen, das bei den Bewohnern Haslachs großen Unwillen
hervorrief. Auch der am 3. Januar 1622 in Haslach tagende Landtag schlug vor,
„gleich under Haaßlach vom Burgbyhel2 gegen dem Sommerhaider rebberg zwischen
Bollenbach und Schnellingen gelegen etliche blockhäußer und schanzen, wie
1 Manfred Krebs, Politische und kirchliche Geschichte der Ortenau. Mit Zusätzen von L. Lauppe. Ortenau
1960, S. 214.
2 Der Burgbühl ist der heutige Galgenbühl. Uber die Namensänderung vgl. Otto Göller, Das Rote Kreuz
und der Galgenbühl bei Haslach. Offenburger Tageblatt 8. und 10. 8. 1942.
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