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Im Badischen Landwirtschaftlichen Genossenschaftsblatt vom 1. August 1921 stand
folgender Nachruf:
„Wir haben unsem Führer verloren.
Unser Verbandspräsident ökonomierat Friedrich Saenger ist von uns gegangen im Hochsommer
seines Lebens, während draußen in der Sonnenglut die Früchte des Feldes geerntet
und eingefahren werden, ohne daß es ihm vergönnt war, die Früchte seiner Lebensarbeit
zu ernten . ..
Die schwere Arbeit, die Aufregungen und Sorgen, die die vielen Ämter mit sich brachten,
die unser Saenger selbstlos im Interesse der Landwirtschaft auf sich nahm, nagten an seinem
Lebenswerk. Am 17. Juli brach sein Herz, das so treu und warm für die Landwirtschaft
schlug.
Ein Großer, ein Bauernführer von altem Schrot und Korn ist von uns gegangen ... Er
starb für uns, für Badens Bauern. Unsere Liebe sei sein Lohn!"
Groß war die Zahl derer, die aus allen Teilen Badens und vielen Ländern des Reiches
Friedrich Saenger auf dem Diersheimer Friedhof das letzte Geleit gaben.
Niemals zuvor und nachher hatte das stille Dorf am Rhein so viele prominente
Politiker versammelt gesehen wie bei der Beerdigung jenes Mannes, der 18 Jahre
lang die Geschicke der Gemeinde geleitet hatte. Neben dem Landtagspräsidenten
Dr. Kopf widmeten Innenminister Remmele, der spätere Vizekanzler und Reichsfinanzminister
Hermann Dietrich und Oberamtmann Schindele dem Verstorbenen
ehrende Worte am offenen Grab. Bezeichnend für die Gesinnung aller waren die
hier zitierten Sätze des sozialdemokratischen Innenministers Remmele:
„Mit Friedrich Saenger ist ein treuer und großer Sohn seines Volkes heimgegangen. Seine
Heimat, für die er lebte und arbeitete, wird lange in ihrer Geschichte den Namen Saengers
verzeichnen müssen. Die badische Regierung, an ihrer Spitze der Herr Staatspräsident,
haben mich beauftragt, ihm die letzten Abschiedsworte nachzurufen. Ich selbst habe in
zweieinhalb Jahren Gelegenheit gehabt wahrzunehmen, was der Verstorbene für sein Volk
und seine Berufsgenossen geleistet hat. Jung noch an Jahren, als die breiten Schichten der
Landwirtschaft noch nicht daran daditen, durch Selbsthilfe ihre Lage zu verbessern, war
es Saenger, der hinauszog und werbend tätig war, um auch in Baden der Landwirtschaft
die Existenzbedingungen zu schaffen, die nötig sind, um ein erträgliches Los fristen zu
können. 1896 hat der Verstorbene zum erstenmal das Amt eines Agitators und Führers
auf sich genommen . . . Friedrich Saenger hatte kaum Zeit, seiner Familie zu leben. Und
doch führte er ein Familienleben, wie es schöner und vorbildlicher kaum gefunden werden
kann. Wenn wir jetzt Abschied nehmen von ihm, so tun wir das in der Überzeugung,
daß er nicht umsonst gelebt und gearbeitet hat, und mit dem Vorsatz, in die Bresche einzuspringen
und es ihm gleichzutun . . ."
Friedrich Saenger, der am 24. Mai 1894 die am 19. Mai 1870 geborene Diersheimer
Landwirtstochter Marie Hetz geehelicht hatte, hinterließ zwei Töchter.
Luise, die ältere (geb. 31. Januar 1897), blieb unverheiratet und war bis zuletzt
im elterlichen Anwesen wohnhaft. Sie starb 1966 im Korker Krankenhaus. Die
am 8. Februar 1903 geborene Tochter Marie verheiratete sich am 10. Mai 1924
mit dem Diersheimer Landwirts- und Zigarrenmachers-Sohn Georg König, der, seit
1943 verwitwet, als FDP-Landtagsabgeordneter, Bürgermeister und Vizepräsident
des Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbandes nach dem zweiten Weltkrieg
den Weg seines frühverstorbenen Schwiegervaters fortsetzte.
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