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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1972/0152
In einem „Theilregister" vom 15. Juni 1632 werden 700 Schaub Schleißhanf mit
35 Pfd. Pfennig = 70 fl., ein zweijähriges Mutterpferd mit 3 34 Pfd. Pfennig =
7 fl. angeschlagen. Nach diesen zuverlässigen Unterlagen läßt sich einwandfrei
feststellen, daß die Erträgnisse des Hanfbaues gegenüber den übrigen landwirtschaftlichen
Erzeugnissen am lohnendsten waren. Außer dem Hanfbau bildeten
die Lohnfuhren für die Straßburger Handelshäuser eine sichere Einnahmequelle
für unsere Vorfahren vor dem Dreißigjährigen Krieg und begründeten einen gewissen
Wohlstand, der in jener Zeit unverkennbar ist.

Aus dem Bereich der „Amtsschaffney Lichtenau" liegen Aufzeichnungen des Klosters
Schwarzach vor. Danach erhielt das Kloster bereits 1494 den Hanfzehnten
aus den Orten: Lichtenau, Scherzheim, Helmlingen und Muckenschopf. Hanf-
plaueln standen an der Rench und Acher, ebenso am Mühlbach von Leutesheim
bis Freistett.

Die Auswirkungen des Dreißigjährigen Krieges machten sich auch im Hanfbau
bemerkbar, dessen Anbau nach den vorhandenen, spärlichen Unterlagen von 1635
an auffallend zurückging. Erst durch den Friedensschluß 1648 kam nach und nach
die Bebauung der Felder wieder in Gang. Den wenigen Überlebenden mangelte es
an allem, es herrschte eine unbeschreibliche Armut, aber wieder versuchte man
durch Anbau von Hanf die größte Not zu überwinden. In einer Aufzeichnung
aus dem Jahre 1650 klagt der damalige Pfarrer von Lichtenau, Faber: „Die
Lichtenauer plaueln sogar sonntags ihren Hanf."

Über einen Unglücksfall beim Hanfplaueln berichtet ein Eintrag im Kirchenbuch
von Eckartsweier vom 5. November 1665, dieser besagt, daß Christine Fühn,
Hanß Fühns Frau von Hesselhurst, ihren Hanf in Eckartsweier in der Plauel
an der Schutter plaueln wollte. Als sie das Stellbrett (Stellfalle) vor dem Wasserrad
zog, fiel sie rücklings hinab, wurde unter das Wasserrad getrieben und ist in
einem Geschwinde ums Leben gekommen (Geschwinde = Wasserwirbel).

Durch die allgemeine Armut erreichten auch die Verkaufspreise für Hanf den
Stand der Vorkriegspreise nicht mehr, aber immerhin brachten die Hanferzeugnisse
noch die lohnendsten Einnahmen. Nach Aufzeichnungen in den Willstätter
Gemeinderechnungen des Jahres 1665 galten 63 Pfd. weißer Schleißhanf =
3 fl. 7 ß, ein Viertel Korn (135 Pfd.) = 2 fl., 10 Pfd. Butter = 1% fl., 1 Klafter
Holz 1 fl. 1 ß. In den Geschäften in Straßburg kosteten damals 10 Pfd. spinnfertiger
Hanf Wi fl., dieselbe Menge 1816 = 30 fl., 1848 = 13 fl., 1856 = 24 fl.,
1876 = 40 Mark.

Dauernde Einquartierungen, verbunden mit Plünderungen und Drangsalen durch
die Truppen Ludwigs XIV. brachten die Einwohner unserer Ortschaften gegen
Ende des 17. Jahrhunderts wieder um die Erträgnisse des mühsam begonnenen
Aufbaues. Auch der Anbau von Hanf kam in jenen Jahren beinahe zum Erliegen
. Den besten Beweis liefern die Hanfzehntlisten jener Zeit. So betrug der
Hanf zehnte in Hesselhurst 1676 noch 2040 Schaub, während 1689—1695 insgesamt
nur 1100 Schaub als Gesamtertrag genannt werden.

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