http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1972/0156
26. Oktober war in Kork Hanfmarkt, aufgefahren 380 z, verkauft wurden 366 z
Schleißhanf zu 22—22 M fl. pro Zentner, der Brechhanf (Spinnhanf) zu 19—20 fl.
pro Zentner.
Sogar die Hanfstengel sollten einer gewinnbringenden Verwertung zugeführt
werden. Im Badischen Generallandesarchiv befindet sich ein Aktenstück vom 5.
Januar 1813, das dem damaligen Salpeter Inspektor Gottlieb Conzelmann in
Willstätt das Privileg erteilte, Schleißhanfstengel zur Schießpulverherstellung zu
verwerten, indem er diese nach seiner eigenen Erfindung und Erfahrung verkohlte.
Die Schleißhanfstengel würden sich dazu besonders gut eignen. Conzelmann
glaubte durch sein Verkohlungsverfahren drei Kreuzer je Schaub gewinnen zu
können (Schaub = Bund). Ob das Unternehmen erfolgreich verlief, wird uns
durch das Aktenstück oder sonstige Aufzeichnungen nicht bestätigt.
Um die Mitte des 19. Jahrhunderts erregte der Tabakbau immer mehr das Interesse
der Hanauer Bauern, zumal mit dem zunehmenden Überseeverkehr die
Einfuhr der Sisalfaser den Hanfbau immer mehr verdrängte und unrentabel gestaltete
. Etwa bis zum Jahre 1875 waren die Hanfpreise stabil und lagen bei
40.— RM pro Zentner, um dann immer mehr nachzugeben, während die Preise
für Tabak durch verbesserten Anbau und Sortierung ständig stiegen. Dies zeigt
der nachfolgende Vergleich deutlich:
Hanf preise 1 z Tabakpreise 1 z
1858 17—22 fl. 6— 7V> fl.
1866 22—24 fl. 8—12 fl.
1872 25—26 fl. 20—25 fl.
1876 40.— RM 32.—RM
1882 33.— RM 35.—RM
Mit der Einführung des Tabakzolls auf ausländischen Tabak im Jahre 1879
stabilisierten sich die Preise für Inlandstabak zusehends. Wie sich das Verhältnis
Tabak—Hanfbau im 19. Jahrhundert entwickelte, zeigt nachfolgende Aufstellung
(als Beispiel soll die bedeutendste Tabakanbaugemeinde des Hanauerlandes, die
durch ihren Qualitätstabak bekannnte Gemeinde Hesselhurst, angeführt werden).
Hanf
Tabak
1868
391 z
1868
1870
191 z
1870
137 z
1871
168 z
1871
400 z
1874
140 z
1874
560 z
1877
54 z
1877
698 z
1888
2 z
1888
1260 z
1890
1890
1620 z
1902
1902
2500 z
Während in Elesselhurst der Hanfbau um die Jahrhundertwende völlig aufgegeben
war, sahen andere Gemeinden das Anpflanzen von Hanf immer noch als
154
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1972/0156