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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1972/0208
herzigen Fürsprecher, zumal dieser bei der Einsichtnahme in dessen Bücher die Kreditwürdigkeit
bestätigt fand. Müller hatte sich zu dem Nachweis erboten, daß er 30 000
Gulden in seinem Unternehmen stecken habe. Keine geringe Summe, wenn man bedenkt,
daß er nach eigenen Aussagen bei Übernahme des Gymnasium-Verlags nur einige hundert
Gulden in der Hand hatte! Immerhin mußte er sich in Karlsruhe etwa sechs Wochen aufhalten
, bis er am 7. September 1785 eine Vereinbarung unterschreiben konnte, die ihm
einen Kredit von etwa 5000 Gulden für den Druck eines neuen Gesangbuches sicherte.
Offenbar war er seiner Sache sicher gewesen, denn zu diesem Zeitpunkt hatte er bereits
ein Haus in Durlach gemietet, und am 30. September 1785 war der größte Teil seiner
Druckerei nach dort verlagert. Die technische Leitung übertrug er seinem Gesellen Pfeifer
aus Stuttgart, den er als Gesellschafter aufnehmen wollte, während die Kehler Druckerei
in den Händen des Faktors Schäfer lag.

Beschwerden Macklots

Bei der Bedeutung Macklots ist seine Beziehung zu Müller nicht uninteressant, zumal er
mehrere Gründe hatte, den nicht zu übersehenden Aufschwung des Müllerschen Unternehmens
sehr aufmerksam zu beobachten. Als Müller im Juli 1785 im „Goldenen Kreuz"
in Karlsruhe wohnte, brachte der älteste Sohn Macklots die Neuigkeit von dort nach
Hause, daß Müller beabsichtige, in Durlach eine zweite Druckerei aufzumachen. Wieder
einmal klagte Macklot beim Markgrafen in einer Weise, die nicht nur die Unternehmungslust
Müllers, sondern auch die eigene Verhaltensweise kennzeichnet. Der Nutzen
aus dem Gymnasium-Privileg sei gering gewesen, deshalb habe er es „rein und uneingeschränkt
" zurückgegeben. Hätte er nur die Hälfte der Unterstützungen und Hilfe nach
so langen Jahren erhalten, welche dieser Fremdling sofort erhielt, würde er niemals jene
Rückgabe vorgenommen haben. Wohl unterrichtet, zählt er die Darlehen auf, die Müller
gewährt wurden und um die er gerade wieder bittet. Jahre habe er nach der Herausgabe
eines Gesangbuches geschmachtet, während Müller gleich ein neues Gesangbuch und Gebetbuch
besorge. Die Nachricht aus dem „Goldenen Kreuz" habe ihm Tränen abgezwungen,
da Müller mit einer neuen Druckerei ihn und die seinigen gänzlich zu überflügeln gedenke
und ihm also an zwei Ecken des Landes seine Quellen vollends abgrabe. In dem
kleinen Distrikt von Durlach bis Kehl könnten sich unmöglich vier Druckereien erhalten
und einer müsse die anderen notwendigerweise ruinieren. Es sei augenscheinlich, daß dieser
seinen auf Kehl privilegierten Hinkenden Boten nach Durlach verlegen und damit seine
seit 27 Jahren mühsam erhaltene Zeitung zugrunde richten würde. Da der Markgraf
eine Untersuchung über die Beschwerde, insbesondere wegen der Errichtung einer Druckerei
in Durlach anordnete, sind wir der eigenen Urteilsbildung enthoben, da das Kirchen-
rats-Protokoll vom 12. August 1785 dazu Stellung nimmt: Im Jahre 1782 habe Macklot
um Abnahme des ihm lästigen Rechts des Gymnasium-Verlags oder wenigstens um Erleichterung
der damit verbundenen Bedingungen gebeten. Da der Kontrakt auf Lebenszeit
abgeschlossen war, wäre Macklot an sich gar nicht berechtigt gewesen, den Vertrag aufzukündigen
. Auf mehreren Seiten wird ausführlich die Entwicklung des Müllerschen Unternehmens
im Zusammenhang mit der gewährten Unterstützung geschildert und schließlich
am Ende nochmals betont, daß die Macklotschen Klagen unberechtigt seien. Diesem wären
damals verschiedene Erleichterungen angeboten worden, die ihm unzureichend erschienen,
vor allem habe Macklot die Herausgabe eines neuen Gesangbuches abgelehnt, da sonst
der noch vorhandene große Vorrat an bedruckten Bögen zu Makulatur würde.

Der geheime Gesellschaflsvertrag mit Le Tellier

Wir erinnern uns, daß der „Hinkende Bote" keine Nachrichten aus dem Inland bringen
durfte, und wir suchen deshalb auch vergeblich nach laufenden Nachrichten aus Kehl.
Immerhin finden sich wenigstens einige Hinweise; auffällig ist, daß sie jeweils mit Ereig-

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