http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1972/0243
Stecher / Herrenberg Ducatus Würtembergensis." 170 1 7 8 4 unterzog er sich der Prüfung
und am 8. September machte er öffentlich sein Doktorexamen vor dem „vortrefflichen
Herrn Kollegen Günther" 111. Professor Daniel Erhard Günther war der Schwager von
Dr. Brinkmann, dessen Bücher bei J. G. Bärstecher erschienen, und es ist vielleicht kein
Zufall, daß Johann David im gleichen Jahr promovierte wie Carl Guerard, der Sohn von
Bernard Guerard, dessen Werk Johann David übersetzt hatte. Die Beziehungen J. G. Bärstechers
zu Brinkmann spiegeln die Welt, in der er sich bewegte, und die offenbar für seinen
Bruder entscheidend wurden. Johann Peter Brinkmann hatte in Leiden promoviert
und war dann nach Paris gegangen178. „1776 kehrte er über das Elsaß nach dem Niederrhein
zurück, praktizierte zunächst in Kleve, ist aber 1770 schon in Düsseldorf ansässig.
Hier veröffentlichte er 1772 ,Beweis der Möglichkeit, daß einige Leute lebendig begraben
werden, nebst Anzeige, wie man dergleichen Vorfälle verhüten könne' (Düsseldorf,
Cleve, Leipzig 1772). Diese Schrift machte bereits großes Aufsehen und wurde 1777 in
Münster, 1786 in Leipzig, 1778 in Amsterdam (holländisch) neu aufgelegt. Auf Grund
dieser Schrift wurde B. vom Kurfürsten Karl Theodor mit der Abfassung einer neuen
Medizinalordnung betraut, die eine geradezu vorbildliche Arbeit des jungen Arztes
wurde . . . Hierauf wurde er zum Jülich-Bergischen Hofrat ernannt und in das Colle-
gium Medicum berufen." 1774 erscheinen von ihm zwei weitere Arbeiten bei Bärstecher,
von denen eine 1789 bei Dänzer in Düsseldorf neu aufgelegt wurde. Nachdem Bärstecher
seinen Verlag aufgeben mußte, kommen weitere Werke in den Jahren 1778 bis
1784 in anderen Verlagen heraus; auch sie erleben zum Teil Neuauflagen, so daß Bärstecher
mit diesem Verlagsgeschäft sicherlich zufrieden sein konnte. Brinckmann geht 1785
als Leibarzt der Großfürsten Alexander und Konstantin nach St. Petersburg. Bevor er
1770 in Düsseldorf ansässig wurde, praktizierte er in Kleve, wo er wohl die Bekanntschaft
Bärstechers machte. Außerdem stand er in enger Beziehung zum Kreis um Fritz
Jacobi, dessen Sohn Georg Arnold seine Tochter Luise heiratete. Nun wird uns auch verständlich
, warum Jacobi neben Gleim Johann Peter Brinckmann als Gesellschafter für die
geplante Verlagsbuchhandlung vorschlug. Aus der engen Verbindung J. G. Bärstechers zu
Brinkmann darf geschlossen werden, daß die Herausgabe des „Magazins für Ärzte" keiner
Laune entsprungen war179.
Bagatellen, Literatur und Theater ,
Während die Entwicklung seines Verlages in Kehl einigermaßen überschaubar ist und die
Aufgabe von Verlag und Druckerei aus der Kettenwirkung finanzieller Rückschläge durch
Wechselrückgriff, überraschendes Ausscheiden des Gesellschafters Letellier, dem starken
Anteil von Fremdkapital mit einem entsprechenden Zinsendienst und schließlich durch die
erdrückende Konkurrenz in seinem Hauptabsatzgebiet Frankreich bei Behinderung durch
scharfe deutsche Zensur und vielleicht auch durch die Belastung mit dem nicht sehr
lukrativen Gymnasium-Verlag in Karlsruhe erklärt werden kann, haben wir für die
Zeit in Kleve und Düsseldorf keine derartigen Anhaltspunkte. Die Aufgabe der Buchhandlungen
der Brüder Bärstecher in beiden Städten kommt überraschend, denn aus den
zahlreichen Titeln, mit denen Bärstecher 1771 bis 1774 in Leipzig auftrat, darf man sicher
gewisse Rückschlüsse auf den Umfang des Geschäftes und der Geschäftsbeziehungen ziehen.
176 Mennenöh, S. 150, Anm. 807.
177 Stadtarchiv Duisburg, Bestand 86/209, Album der Kandidaten der medizinischen Fakultät, 1676—1818.
Nach Mitt. des Stadtarchivs vom 9. 2. 1971 (Gerda Schütz) konnte über den Verbleib der Dissertation
nichts ermittelt werden; sie handelte über den schmerzlichen Abfluß der Menstruation.
178 Zu Brinkmann: Haberling, Düsseldorfer Ärzte und Krankenhäuser, Düsseldorfer Jahrbuch 1934/35,
S. 40 f. Dort weitere Literaturangabe. Auch Günter von Roden, S. 216 ff.
179 Die Bemerkung von O(tto) L(euze) in seinem Beitrag „Ein unternehmender Herrenberger vor bald
150 Jahren" in der „Schwäbischen Chronik", 1914, Nr. 305, S. 9, der Benseis Arbeit zusammenfaßt,
daß Bärstecher „den Drang in sich spürte, auch für die Medizin etwas zu tun", ist also unnötig
schnoddrig.
16 Ortenau 1972
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