http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1972/0246
bcrg, Kuppingen oder Bondorf der Name Müller fast zwangsläufig vorkommen, doch
ergaben sich keine Zusammenhänge. Da sich beim Augenschein in Herrenberg eine Nachbarschaft
von Familien beider Namen zeigte, wurde auch dieser Umstand, wenn auch
erfolglos, in die Überlegung mit einbezogen 193.
Wenn Bärstecher sich in Kehl „Müller, ältere" nennt, mußte es zur Unterscheidung wohl
auch einen jüngeren geben, doch ist der Vf. bisher noch nicht auf einen jüngeren Bruder
in Kehl gestoßen; in Betracht käme der am 13. 12. 1758 geborene Christian Heinrich.
Aber in der Umgebung J. G. Müllers taucht der gleiche Name bei der Geburt seiner
Tochter Karline Magdalena auf, wo 1784 als Patin Maria Magdalena Müller geb. Ulrich
auftritt. Ihr Mann übernimmt 1790 bei Geburt des Sohnes Karl Wilhelm die Patenschaft.
Bei Nachforschungen in den Registern der Christuspfarrei in Kehl stieß der Vf. auf ihn
als Pate bei der Taufe des Isaac Friedrich Rehfuß am 18. November 1778 mit der näheren
Angabe: lediger Secretarius beim Postamt in Kehl, Sohn des weil. Johann Christoph
Müller, gewesener Posthalter zu Langenberg im Hohenlohischen. Die Eltern des Täuflings
waren der Gastgeber Johann Adam Rehfuß und Elisabeth Dorner. Auch bei der Taufe
des Johann Jacob Rehfuß am 10. Dezember 1780 erscheint als Taufzeugin Maria Magdalena
Müller, Frau des Johann Friedrich Müller, der also inzwischen geheiratet hat194.
Nun fand sich im Hofratsprotokoll vom 28. August 1792 der Hinweis, daß „Müller dem
Jüngeren" die Erlaubnis erteilt worden sei, zu Rastatt seine Speditionsvorhaben zu betreiben
. Tatsächlich enthält der „Oberrheinische Hinkende Both" vom 24. Januar 1786
eine Anzeige, aus der hervorgeht, daß Johann Friedrich Müller auch als Spediteur tätig
war195. Man darf annehmen, daß J. G. Müller sich von ihm aus irgendwelchen Gründen,
die uns nicht mehr faßbar sind, abgrenzte. Zur Bestätigung dieser Annahme könnte
dienen, daß J. G. Müller nach seinem Wegzug von Kehl den Zusatz „ältere" nicht mehr
führt.
Müller verläßt Kehl
In den Akten hörten wir zuletzt von ihm im Jahre 1793 anläßlich der Vergleichsbemühungen
des Amtmanns Strobel, der bei der Bestandsaufnahme des Müllerschen Vermögens
am 4. Juli 1793 vorausschauend auf den zweifelhaften Wert der Gebäude hingewiesen
hatte. Seine Skepsis sollte sich bald bestätigen. Frankreich befand sich zu jenem
Zeitpunkt des Revolutionskrieges in größten militärischen und innerpolitischen Schwierigkeiten
. In Kehl hatte Strobel die Gläubiger auf den 7. August geladen; sechs Tage
später begann die Beschießung der Stadt, die sich im September verschärfte: „Am Morgen
des 12. September eröffneten die Franzosen aus der Zitadelle und den Uferbatterien ein
mörderisches Bombardement", das am 15. eingestellt wurde196. Da Müller seine Waren
schon im Herbst 1792 fortschaffen ließ, war er bei diesem Beschuß sicherlich nicht in
Kehl, wenngleich erst die Belagerung im Jahre 1796/97 durch die Armee des Erzherzogs
Franz das große Unheil über die Stadt brachte. Mit dem Abzug der Franzosen am
10. Januar 1797 über den Rhein fand das Elend noch kein Ende, denn im April begannen
neue Kämpfe, die erst mit der Unterzeichnung des Friedensvertrages von Campo
193 Nachforschungen des Herrenberger Stadtarchivars Schmolz ergaben keinen Hinweis für eine weitere Ehe
Johanna Gottliebin Heßlers, weder vor oder nach der Ehe mit Johann David Beerstechers, die zu einem
Namensträger „Müller" führen könnte. Auch die Nachbarschaft der Häuser Müller und Beerstecher in
der Stuttgarter Straße in Herrenberg ergab keinen Zusammenhang, da die Gebäude erst zu einem
späteren Zeitpunkt in den Besitz der betreffenden Familien kamen.
194 Nach frdl. Mitt. des Stadtarchivs Straßburg (J. Fuchs) vom 17. 11. 1970 haben Johann Friedrich Müller,
„Postsecretarius in Kehl, auch Handelsmann und Bürger daselbst", und Maria Magdalena Ulrich am
12. 3. 1780 in Straßburg geheiratet.
195 Er nahm bis August Leinwand und andere derlei rohe Ware für die Bleiche in Hausach an. Fracht pro
Zentner betrug hin und zurück 1 fl. 36 Kreuzer. Besaß in Kehl auch ein Lagerhaus, wo am 16. 3. 1789
eine Partie Geudertsheimer Tabak verkauft wird.
196 Johannes Beinert, Geschichte des badischen Hanauerlandes unter Berücksichtigung Kehls, Kehl 1909, S.316.
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