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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1972/0258
der Feldbestellung zum Opfer gefallen war. Ein geborgenes Hufeisen lag im gleichen
Korridor wie die vermutete Straße und kann mit ihr in Verbindung gebracht
werden. Auf dem Areal um das Gebäude wurde außerdem eine schlecht erhaltene
Münze des Kaisers Vespasian (69—79 n. Chr.) oder seines Sohnes Titus (79—81
n. Chr.), der die Münze seines Vaters nachprägen ließ, gefunden.
Das Fazit der Ausgrabungskampagne „Römerzeit auf dem FIAT-Gelände" kann
folgendermaßen interpretiert werden: Hier an der Vespasianstraße standen nacheinander
zwei Häuser, bevor das Gebäude mit der Halle errichtet wurde. Das
Gebäude mit der Halle, eine Holzkonstruktion mit Leistenziegeln gedeckt, scheint
eine Pferdeumspannstation der römischen Post aus der Spätzeit gewesen zu sein.
In der Säulenhalle waren vermutlich Pferde, in den angebauten Nebenräumen die
Bediensteten untergebracht. Der Brunnen wurde vor der Flucht bis unter die Oberfläche
abgerissen, mit Stangen aufgefüllt, Erde darüber gedeckt und planiert.
Dadurch war er vor einer Vergiftung durch die Feinde geschützt. Er hätte nach
Rückkehr der Bedrängten leicht in Betrieb genommen werden können. Zur Umspannstation
gehörte wahrscheinlich Weidegelände, das mit einem Palisadenzaun
geschützt war. Auf der vermuteten Südseite des Zauns waren die beiden Fundamente
zu sehen, die ihrer Größe wegen zu den Turmfundamenten des Limes
passen. Ihre Anordnung deutete auf zwei Tortürme, worauf auch die etwas entfernt
gelegenen Ziegel schließen ließen. Der Platz, auf dem die vermuteten Türme
standen, heißt heute noch Gugger. Aus diesem Grund können sie auch als Beobachtungspunkte
benutzt worden sein. Tatsächlich betrieb die römische Post entlang
von Straßen und Flußläufen Nachrichtensysteme mittels Rauch- und Feuersignalen
über Türme. Erst im 18. Jahrhundert wurden ihresgleichen wieder verwendet. Die
Straße, die durch das Areal der Station führte, konnte zweimal beobachtet werden.
Sie führte westlich am Gebäude vorbei und verlief von der vermuteten Toreinfahrt
gerade gegen Norden. An der Nordgrenze der Umspannstation hatte die Straße
einen Graben zu überqueren, der wahrscheinlich zum Schutze des Areals angelegt
war.

Die Pferde für Umspannstationen hatten die Verwalter der umliegenden Gutshöfe
bereitzustellen, denn sie hatten den Hand- und Spanndienst der römischen Post
zu leisten. Die Beamten des Cursus Publicus in den Provinzen unterstanden direkt
dem Statthalter. Sie waren gleichzeitig Ordnungshüter, Agentes in rebus, im römischen
Imperium. Diese Geheimpolizei rekrutierte sich aus Feldjägern, die aus den
Depeschenreitern hervorgingen. Sie kontrollierten nicht nur die Straßen und Reisenden
, sondern als Agentes in rebus waren sie das verlängerte Ohr ihrer Regierung
. Von Agentes in rebus kann der Name Postagent abgeleitet werden.
Wahrscheinlich ist durch diesen Fund auf dem FIAT-Gelände bei Mietersheim eine
Lücke der römischen Postrouten geschlossen worden.

Quellen

Die Deutsche Bundespost, ihre Leistung und ihre Bedeutung für die Wirtschaft. Bundes-Werbung GmbH, 1971.
Nicolaus Fernau, Fünftausend Jahre Hörnerklang, in: Archiv für die Deutsche Postgeschichte 1965, Heft 1.
Felix Stähelin, Die Schweiz in römischer Zeit, Basel 1931.

Der Verfasser hat als Mitarbeiter des Amtes für Ur- und Frühgeschichte, Freiburg, die römischen Reste
lokalisiert und ausgraben helfen.

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