http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1973/0040
Den dreieckfürmigen Marktplatz krönt das Rathaus von 1593, das im Erdgeschoß noch die Rundbogen einer
offenen Halle und im Obergeschoß die gekuppelte Fenstergliederung erkennen läßt.
nahm, erhoben sich zwei Obergeschosse in Fachwerk und der meist zweigeschossige
Dachstuhl. Die Satteldächer - in Schiltach meist in der Dachneigung von ca. 45°
ausgeführt - wurden nicht mehr mit Schindeln, sondern mit Ziegeln gedeckt, die
Dachböden mit meist rundbogigen großen Aufzugsfenstern an der Frontseite
dienten wie beim Kinzigtäler Bauernhaus der Unterbringung der Futter- und
Fruchtvorräte. Die Wohngeschosse sollten nur wenig vorkragen.
Vielleicht als letztes Haus wurde das Rathaus 1593 vollendet. Auch es hatte, wie
noch alte Fotos und Zeichnungen vor der Renovierung von 1910 zeigen, einen dem
vorgeschriebenen Haustyp entsprechenden Spitzgiebel mit geraden Dachkanten,
der Staffelgiebel ist eine unechte historisierende Zutat der wilhelminischen Zeit.
Die beiden großen Rundbogen im Erdgeschoß deuten auf eine Halle, die einst als
Versammlungsort oder Gerichtsstätte, oder als „Laube" gedient haben mag. Nur
die gekuppelten zwei Fenstergruppen des Mittelgeschosses, im Innern paarweise
durch auf Sandsteinsäulen ruhende Flachbogen zusammengefaßt, heben das Gebäude
durch eine unaufdringliche Betonung des Repräsentativen von den andern
Bürgerhäusern ab. Seine dominierende Wirkung verdankt es aber vor allem seiner
Stellung am beherrschenden höchsten Punkt des dreiseitigen Platzes, der selbst das
würdigste Denkmal des Städteplaners Schickhardt darstellt. „An diesem Platz
ist nichts erzwungen, aber das, was das Gelände und die bodenständige Hausform
an künstlerischen Möglichkeiten bot, ist feinfühlig erkannt und sicher gestaltet"
(W. A. Tschira)5
5 Wilhelm Arnold Tschira: Das Fachwerkhaus in Schiltach, in „Offenburg und die Ottenau", Jahresbd.
1935, Freiburg/Brsg., S. 337 ff.
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