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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
53. Jahresband.1973
Seite: 176
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1973/0178
Deutsche Sprachgesellschaften des 17. Jahrhunderts
am Oberrhein und in der Ortenau

Von Ernst-Robert Preiser

Mitten in eine merkwürdige Literaturbewegung im deutschsprachigen Raum des
17. Jahrhunderts führt Hans Rüdiger Fluck's Entdeckung eines barocken Poems,
das aus der Feder des hanauischen Pfarrers Quirin Moscherosch aus Bodersweier
stammt. Dessen Briefwechsel mit Sigmund von Birken, samt dem köstlichen
Versespiel, wirft episodisch bezeichnende Schlaglichter auf das Bemühen jener
Zeit, die auf die Loslösung aus latein-humanistischen Verflechtungen zielten und
der zunehmenden Überfremdung im Sprachgebrauch entgegentreten sollten.
Ein Unterfangen mit zu hoch gesteckten Autarkie-Erwartungen, wie sich später
erwies.

Die Forderungen nach Spracherneuerung mit dem Zugewinn einer deutschen Nationalliteratur
, erhoben von Martin Opitz (1597-1639), programmatisch niedergelegt
im „Buch von der teutschen Poeterey" und in seiner „Teutschen Poemata"
- die bestimmend blieben bis zu Gottscheds „Kritischer Dichtkunst" 1730 -, fanden
vielfältig Widerhall. In der Folge bildeten sich Gruppen aus Schriftstellern
und Gelehrten zusammen mit adeligen Förderern, die als sogenannte Sprachgesellschaften
tragend und wirksam in allen Landesteilen deutscher Zunge, den
Wandel zu neuen Stilelementen herbeiführten.

Die Gründung der ersten dieser Art, der „Fruchtbringenden Gesellschaft" von
1617 zu Weimar, schilderte J. V. Scheffel in einer historisch einfühlsamen Erzählung
der „Thüringer Geschichtsbilder".1 In ebendiese Sprachgesellschaft, die später
unter der Bezeichnung „Palmenorden" bekannter wurde, jedoch um 1680 erlosch,
erfolgte 1645 die Aufnahme des ältesten Bruders von Quirin, des berühmten
Johann Michael Moscherosch unter dem Ordensbeinamen „der Träumende", wohl
der Traumbilder in „Philander von Sittewald" wegen.

Im oberrheinischen Kulturraum entstand - den überschattenden kriegerischen
Ereignisssen zum Trotz - 1633 die zweite deutsche Sprachgesellschaft „Aufrichtige
Tannengesellschaft", von dem Straßburger Esaias Rümpler von Löwenhalt
(„Reimgebüsch"; „das rasende Teutschland") ins Leben gerufen. Zehn Jahre später,
1643, war es Philipp von Zesen („Ritterhold der Blaue"), der die „Teutschgesinnte
Genossenschaft" in Hamburg entstehen ließ. Von einem der Genossen, hinter des-

1 Vgl. hierzu Scheffels Briefwechsel mit Großherzog Carl Alexander, die Wiederherstellung der „Löblichen
Fruchtbringende Gesellschaft" 1867 betreffend.

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