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Großen Zehnten und 25 Sester Obst, 8 Pfund Hanf, 260 Sester Kartoffeln und 1 Sester
Nüsse als Kleinen Zehnten, alles im fürstenbergischen Wolfacher Ortsmaß geliefert4.
In den folgenden Jahren ging es um die Zehntablösung. Am 4. November 1839 wurde
zwischen dem Pfarrer Wagner von Schiltach und dem Stab Halbmeil, vertreten durch
die beiden Bauern Georg Harter und Alex Schmid, und Altbürgermeister Bauer von
Wolfach vertraglich der jährliche Durchschnittswert dieses Zehnten auf 180 Gulden festgesetzt
. Daran ging die Staatssteuer mit 10 Gulden 1 Kreuzer ab, so daß dem „Heilig"
169 Gulden 59 Kreuzer verblieben. Daraus berechnete sich der gesetzliche Abfindungsbetrag
mit dem Zwanzigfachen auf 3399 Gulden 40 Kreuzer. Dieses Kapital war vom
1. Januar 1839 mit 5 °/o zu verzinsen. Damit hörte der Zehntebezug der Pfarrei Schiltach
von den Halbmeiler Zehntgütern vom 1. Januar 1839 ab für immer auf5. Am 10. Februar
1854 wird berichtet, die Lehenbauern von Halbmeil haben ihre Schuld, Zehntkapital mit
Zins, in Höhe von 3600 Gulden, beglichen6. Alle Beziehungen zur ehemaligen St. Michaelskapelle
in Heilbmeil waren damit erloschen, und die Erinnerung an sie verblaßte nach
und nach vollständig.
Imago Mortis
Von Jobannes Werner
Auf dem Hochgestade erhebt sich, von mächtigen Kastanienbäumen überschattet,
die alte Pfarrkirche des ehemaligen Dorfes Rastetten mit ihrem schlichten gotischen
Chor; um sie gruppieren sich verwitterte, kaum zu entziffernde Grabsteine
aus dem 18. und frühen 19. Jahrhundert: Freifrau und Handelsmann, Hofapotheker
und Landphysikus, Geometer und Advokat, der letzte Prior von Ettenheimmün-
ster und der letzte Abt von Schwarzach liegen hier begraben, neben den unzähligen
Bürgern und Bauern, an die schon längst nichts mehr erinnert. Die gesamte
Konfiguration — Kirche, Bäume, Steine — hat etwas von einer Idylle (wenn
auch einer bereits beschädigten); von einem Frieden, wie er im Namen des Friedhofs
von jeher versprochen scheint.
Der Charakter des Orts sammelt sich in dem großen steinernen Kruzifixus, aufgestellt
einst an der Südseite des Gotteshauses und jetzt vor seiner Fassade. Wie
die wappengeschmückte Inschrift an der Basis unter anderem sagt, „hat der ehrenwerte
Jakob Mock, das Gerichts Wirt zur Cronen in Rastatt, 62 Jahre alt, mit
seiner Hausfrau Ursula Silber-Rätin dieses Kreuz errichtet Anno 1667".
Das Jahr der Stiftung sowie die Person des Stifters verleiten zu historischem Ein-
gedenken: hatte dieser doch die Misere des Dreißigjährigen Krieges zur Gänze
erlebt, dessen Spuren das geschundene Land noch aufwies, an dessen Folgen es
noch trug; und es mag zumal der Wirt wohl kaum unbehelligt geblieben sein von der
Einquartierung brandschatzender, plündernder, raubender, mordender, marodie-
4 GLA, Schiltach, Spezialakten, Fasz. 80
5 GLA, Schiltach, Spezialakten, Fasz. 10/1415
6 GLA, Schiltach, Spezialakten, Fasz. 68
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