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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
53. Jahresband.1973
Seite: 248
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stützen. Ferner ist noch der Vermerk interessant, daß diese Stiftung „vschriben stat in
dem seibuche der obgenannten kirchen", das heute leider weder in Oberkirch42 noch in
Karlsruhe nachzuweisen ist. Ob dieser Henselin Kraft schließlich noch mit dem gleichnamigen
Schiffer aus Straßburg identisch ist, der 1394. IV. 19 unter den „schifluten" der
Stadt Straßburg vermerkt43 ist, sei hier nur als Frage angefügt. - Ebenso an die Priesterschaft
zu Oberkirch war ein Seelgerät von Else Zelterin aus Oberkirch gestiftet worden,
Gott zu Lobe und den Seelen zu Trost und Hilfe, von dem wir aus einer Zinsurkunde
von 1465. VII. 544 wissen. Der Jahrtag mußte mit Vigilien und Seelenmessen gehalten
werden. - Philipp Wetzel von Marsiii und seine Frau Claranna von Schauenburg vermachten
1473. V. 18 eine größere Jahrzeitstiftung an die „leutpriesteren und anderen
priestern die yetz zu Oberkirch sint oder hernach ... da sin werden". Sie geschieht „dem
almechtigen zu lobe vnd vnser beder vetter vnd muetter auch vnser vnd allen vnsern
vordem seien heil willen". Die Jahrzeit ist mit Vigilien und fünf Messen, von denen eine
gesungen werden soll, zu feiern. Zwei dieser Messen sind auf den Freitag am ersten Advent
und auf Freitag nach „Halbfasten" festgelegt45. Hier haben wir erstmals für den Bereich
Oberkirchs bei einer Jahrtagsstiftung die genaue Anzahl der Messen vermerkt. Deuten
die angeführten Terminierungen der zwei Messen vielleicht darauf hin, daß eben ein
Seelgerät auch ursprünglich die Feier der anderen Totengedächtnistage46 beinhaltete? Der
Stifter dieses reichen Vermächtnisses dürfte mit großer Sicherheit aus einem Straßburger
Geschlecht stammen, das im 14. Jahrhundert dort Söldner und Mitglieder des Rates47
stellte. - Die letzte uns überkommene Stiftung aus der Oberkircher Bürgerschaft stammt
von 1485. VI. 20 und wurde wieder dem Kloster Allerheiligen vermacht. Arbogast
Hegenner von Oberkirch schenkte Gott zum Lob und „zum Seelengetröst" seiner Frau
und ihrer Väter und Mütter und Vorderen ein Haus zu einer Jahrzeit, die „capellane
vnd priester so si dann zu der selben zit vff der gemelten kirchen" halten sollten48.
Arbogast Hegenner könnte aus einer Straßburger Familie, die auch Bürger von Offenburg
waren49, stammen. Im Allerheiliger Anniversar wird wahrscheinlich ein weiteres Familienmitglied
mit einem Jahrtag am 5. Oktober genannt50. - Daß auch in Oberkirch andere
Stiftungen „zum Heil der Seelen" vermacht wurden, zeigt eine solche der Ritter von
Schauenburg und des Schultheißen von Oberkirch, die für Oberkirch eine tägliche Salve-
Andacht stifteten51, wobei der Schulmeister mit Schülern aktiv sein mußte.
Versucht man einen Überblick über die Jahrzeitstiftungen in Oberkirch zu gewinnen,
kann man zusammenfassend sagen: Gemäß der Quellenlage sind uns verhältnismäßig wenig
Stiftungen bekannt, auch wenn man bedenkt, daß das Kloster Allerheiligen mit seinem
Anniversar aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts etwa 27 Jahrtage von Oberkircher
Bürgern verzeichnet. Weiter ist festzustellen, daß die ersten Jahrzeitstiftungen
aus dem Kreis des Adels kamen, was einsichtig sein dürfte, da es zunächst nur dieser
war, der die nötigen Mittel hatte, um solche Stiftungen zu tragen. Bis zum Beginn des
15. Jahrhunderts wurden die Stiftungen sowohl des Adels wie der Bürger an das Kloster
Allerheiligen vermacht. Erst dann wurde die Stadtpfarrkirche in Oberkirch bedacht. Dabei
konnte eine Gleichheit der Ausdrücke „Seelgerät" und „Jahrtag" konstatiert werden.
Meist kam zum Ausdruck, daß die Jahrtage mit Vigilien und Seelenmessen zu begehen
seien, wobei nur einmal die genaue Anzahl der Messen genannt wurde. Ebenfalls einmal
wurde eine Armenunterstützung als Nebenstiftungszweck erwähnt.

42 Siehe u. Anmerkung 64.

43 Urkundenbuch der Stadt Straßburg. Band VI. Straßburg 1899, S. 507, Nr. 847.

44 GLA 34/45.

45 GLA 34/48.

46 Siehe o. Anmerkung 9.

47 Vgl. Urkundenbuch der Stadt Straßburg. Band VI. Straßburg 1899, Register S. 920.

48 GLA 34/48.

49 Vgl. Urkundenbuch der Stadt Straßburg. Band VII. Straßburg 1900, Register S. 1025.

50 GLA 64/1 S. 152.

51 1501. II. 3 (GLA 34/48).

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