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Vom Bergbau im Haigerach- und Nordrachtal
Von Hermann Fautz
Das Kloster Gengenbach, eine Benektinerabtei, von dem hl. Pirmin in der ersten
Hälfte des 8. Jahrhunderts gegründet, hatte im Kinzigtal großen Grundbesitz. Zu
diesem gehörte das Waldgebiet an der Moos mit den Tälern Haigerach und
Nordrach. Für dieses weitläufige Gebiet war dem Abt und Konvent des Klosters
von der kaiserlichen Regierung das Lehensrecht über den Bergbau verliehen worden
. Das Kloster konnte hier Bergbau auf eigene Rechnung betreiben, es vergab
aber meistens das Schürfrecht gegen die Entrichtung des „Zehnten" von der
Grubenausbeute an Gewerkschaften (bergbautreibende Gesellschaften).
Im Gegensatz zum oberen Kinzigtal, wo das Gangmaterial der edlen Erzgänge
in der Hauptsache aus Schwerspat und Flußspat besteht, sind im unteren Kinzigtal
die edlen Erze fast nur in Quarzgängen zu finden. Doch gibt es auch hier beachtliche
Schwerspatgänge (Ohlsbach, Schottenhöfen), die zeitweilig im Abbau standen
.
Ein alter Bergbau ging einst im hinteren Haigerachtal um, im sogenannten „Alten
Gengenbach", heute ein Walddistrikt an der Moos. Die Grube wurde „Silber-
brünnele" genannt, was darauf hinweist, daß man hier nach Silbererz schürfte.
Der Stollen und die darunter am steilen Berghang liegende Schutthalde beschäftigte
uns Gengenbacher Buben immer wieder. Eifrig klopften wir an den Steinen
der Halde und auf der Ebene vor dem Stollen nach Kupfergrün, Malachit,
Kupferschwärze, erdigem Kupfer und sonstigen bunten Steinen und Quarzkristallen
und schleppten davon Rucksäcke voll nach Hause. In den damals, vor dem
ersten Weltkrieg, noch offenen Stollen gingen wir mit Kerzenlaternen und Karbidlampen
oft hinein. Doch kamen wir nicht weit, denn bald standen wir vor einem
Schacht, der die ganze Stollenbreite einnahm und über den wir uns nicht hinüberwagten
. Mit hinuntergeworfenen Steinen versuchten wir die Tiefe des Schachtes
auszuloten. In der Weite des dunklen Stollens hinter dem Schacht verlor sich das
schwache Licht unserer Lampen und nur das Echo, das von dort auf unser Geschrei
zurückkam, ließ uns ahnen, daß der Stollen weit in den Berg hineinführen
mußte.
Das Bergwerk im „Alten Gengenbach" ist alt. Über seine Anfänge ist nichts
bekannt, doch darf man das „Silberbrünnele" zu den frühen Bergbauversuchen im
Kinzigtal zählen. Am 5. November, um 1520, schrieb der „Lutprieter" (Leut-
priester) von Gengenbach „Item in Gengenbacher Gebiet ist ein Bergwerk heist
im alten Gengenbach / ist an der moß vnd ist ein stoll in den berg hinein gefürt
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