http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1973/0263
lassen sich zeitlich nicht genau bestimmen, sie mögen wie bei andern alten Gruben
im Schwarzwald im 15. und 16. Jahrhundert stattgefunden haben. Die älteste
Arbeit war der obere Stollen, jetzt „Amalienstollen" genannt. Er wurde auf dem
Streichen des Ganges angesetzt. In 11 Lachter (ein Lachter ca. 2,00 m) Entfernung
vom Mundloch wurde ein 15 Lachter tiefes Gesenk niedergebracht. Die wichtigste
Abbaustrecke aber lag hinter diesem Schacht, was die dortigen starken
Verhaue bezeugen. Ein zweiter Schacht wurde abgeteuft. Aber jetzt behinderten
starke Wasserzugänge den Abbau in den Schächten, so daß man in ihnen
die Arbeit einstellen mußte. Man legte nun einen zweiten Stollen, den tiefen
Stollen im Quergestein an, allerdings nur 51/» Lachter tiefer als die Sohle des ersten
Schachtes, die damit angefahren wurde. Diese Schwierigkeiten und die damalige
Unkenntnis in der Zugutemachung der Erze brachten die Grube zum Erliegen.
Der Betrieb auf ihr ruhte wohl über zweihundert Jahre lang.
Die zweite Betriebsperiode fiel in die 70er Jahre des 18. Jahrhunderts. Durch eine
Gewerkschaft wurde der obere Stollen, damals „Jakobsstollen" genannt, befahrbar
gemacht, der erste Schacht wurde ausgeräumt und in ihm ein Feldort angelegt,
wo man silberhaltige Erze fand, die 8 bis 10 Mark Silber ergaben. „Die Erze sollen
in Wittichen verschmolzen worden sein." Warum dieser aussichtsreiche Betrieb
eingestellt wurde, ist nicht bekannt. Es waren die unruhigen politischen
Zeiten, welchen damals viele kleine Gruben im Kinzigtal zum Opfer fielen.
Die dritte neueste Betriebsperiode begann im Jahre 1818 durch eine Gewerkschaft,
die neben dem Amalienstollen, wie schon berichtet, auch den Karls- und Stephanienstollen
im Entersbach pachtete. Ihre Arbeit verlegte sie fast ausschließlich
auf den Amalienstollen. Der zerfallene obere Stollen wurde zunächst aufge-
wältigt, die Stollensohle wurde nachgerissen, damit das Grubenwasser einen besseren
Abfluß bekam. Dabei zeigte sich, daß der Gang sich IV2 Schuh stark in die
Teufe niedersetzt. Man legte hier einen Schacht an, mußte auf ihm wegen der
starken Wassereinbrüche aber die Arbeit wieder einstellen. Die Gewerkschaft beschloß
, zur Bewältigung des Wassers ein „Kunstgezeug" (Pumpanlage) einzusetzen
. Die Herren Dr. Kölreuter und Bergrat Münzing rieten entschieden davon ab.
Sie schrieben: „Wir würden der Erbauung eines Kunstgezeugs nicht beistimmen
schon wegen des großen Kostenaufwands von ca. 600 Gulden." Besser sei dem
Unternehmer gedient, wenn man mit einem tiefen Stollen die Grube unterfahre,
wo man den Gang, der Stunde 8 bis 4 gegen Morgen streicht und über eine Stunde
in dem Gebirge sich fortsetzen soll, wieder ausrichten könne. Auf ihn könnten die
Schächte durchschlägig gemacht werden und so alle Wassernot behoben werden.
Der Gang „gehört zu den edlen und reichen Gängen des Schwarzwaldes." Man
hörte nicht auf sie in der Gewerkschaft. Die Radstube wurde ausgehauen, wodurch
man den Gang nordöstlich gegen das Moosbächle freilegte. Dort stand er
1 Schuh mächtig an, aus Quarz und Hornstein bestehend mit eingesprengtem
Kupfergrün, Kupferkies und Kupferlasur.
Wieder erfolgte eine Untersuchung der Erze, diesmal in Münstertal durch den
herrschaftlichen Probierer Hozzensack in Gegenwart von Bergrat Münzing. Diese
261
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1973/0263