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Heimatforschung verdient gemacht. In lebendiger Sprache schildert er die politische und
wirtschaftliche Entwicklung der Gemeinde, die bis 1806 zum Bühler Gerichtsstab der
badischen Markgrafschaft gehörte. Schwerpunkte der fesselnden Darstellung sind Frühgeschichte
und Ersterwähnung (1265 Algesvillare), der Krautenbacher Edelhof, dessen
Eigentümer im 14. Jahrhundert die Straßburger Patrizierfamilie Judcnbreter und im
15. Jahrhundert die Herren von Windeck waren, der Aufstand des „armen Konrad zu
Bühel" bzw. des Steinmetzen Bastian Gugel 1514, ein Vorläufer des Bauernkrieges, die
Wirren der Reformation und Gegenreformation, in denen die Bevölkerung achtmal die
Konfession wechseln mußte, die Auswirkungen der Kriege des 17. und 18. Jahrhunderts,
die grundherrlichen Verhältnisse, die Mühlen, der Obst- und Weinbau, die Mark- und
Waldgenossenschaften (die Steinbacher und Sasbacher Mark, an denen die Altschweierer
genußberechtigt waren, und deren Aufteilung), der Bau der Bühlertalbahn 1897 und die
Entwicklung der Gemeindeverwaltung. Auch die kirchlichen und Schulverhältnisse werden
geschildert. Erst seit 1868 ist Altschweier eine selbständige Pfarrei. Bis dahin war das
Dorf unter die Pfarreien Bühl und Kappel-Windeck aufgeteilt. Der Bau der Pfarrkirche
erfolgte 1863/68. Die Ausführungen fußen auf gründlicher archivalischer Forschung. Der
Verfasser läßt sogar in reichem Maße die Quellen sprechen. Er gibt wohl zu bedenken,
daß es für den einfachen Leser schwer ist, die Sprache der alten Handschriften zu verstehen
, hält es aber für die Pflicht des Heimatforschers, „die Sprachbegriffe jener fernen
Zeit uns Gegenwärtigen sichtbar zu machen". Zahlreiche Urkunden, besonders Lehenbriefe
, werden in vollem Wortlaut wiedergegeben, ferner Auszüge aus Berainen und
Zinsrodeln. Das Heimatbuch zeugt von tiefem Heimatgefühl - das beweisen die beiden
Gedichte des Verfassers: „Was ist Heimat" und „Vum guete Win" - und von Freude an
der Forschungsarbeit. Dr. Kähni
Otto Gärtner und Fritz Hönig, Zur Geschichte des Vimbucher Kirchspiels. Sonderdruck
aus: Bühler Blaue Hefte 1972, S. 1-61.
Nach einleitenden Bemerkungen über das Wort „Kirchspiel" und den Einfluß der iro-
fränkischen Missionierung am Oberrhein geht Verfasser ein auf das Kirchspiel Vimbuch,
dessen frühe Heilige, auf Wald- und Weiderechte der Kirchspielsorte, auf Kapellen und
Hofgüter, auf den Gerichtsstab zu Vimbuch, auf Brauchtumsformen. Den Anhang bildet
die dankenswerte Veröffentlichung von Aufzeichnungen von Benedikt Werle aus dem
Jahre 1790 über Patronat, Pfarrer, Pfarrkompetenzen der Vimbucher Kirche. Fritz Hönig
hat (S. 54-61) ausführlich über die Seelsorger des Kirchspiels Vimbuch nach Aufhebung
des Klosters Schwarzach gehandelt.
Nach dieser Inhaltsübersicht sei auf Einzelnes näher eingegangen. Verfasser betont den
Einfluß der irofränkischen Missionierung, die sich auch in der Namengebung niedergeschlagen
hat. So versucht Verfasser, den nach wie vor rätselhaften Ortsnamen Vimbuch
(Vimbuch) mit dem irischen Heiligen Find (Vint) zu verbinden, einem Zeitgenossen
Columbans im 6. Jahrhundert. Erst Jahrhunderte danach - 1154 - tritt aber der Ortsname
Vimbuch ins Licht der urkundlichen Uberlieferung. Diese erhebliche Lücke erschwert
auch die Namendeutung. Wenn Verfasser (S. 12) bemerkt, daß „Buch" als Siedlungsname
oft durch Personennamen ergänzt ist, so ist dies richtig, aber diese frühen
Bildungen weisen durchweg die genetivische Kompositionsfuge auf (vgl. E. Förstemann,
Altdeutsches Namenbuch, Nachdruck 1967, II, 1, Sp. 516 ff.).
Verfasser zeigt an Hand zahlreicher Belege (Personen- und Flurnamen) den Einfluß
iroschottischer Heiliger auf die Namengebung, so der hll. Landolin und Marculphus. Am
Beispiel des hl. Marculphus wird veranschaulicht, wie Vermischungen mit anderen Namen
entstehen können, die Verfasser einleuchtend erklärt. Zwar kann im Einzelfall gefragt
werden, ob nicht auch unabhängig von bestehenden Namensformen ein neuer Name auftreten
kann, wobei besonders an Mauritius (Moritz) zu denken ist.
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