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Bucheinband her zur Verfügung stand. Auf dem oberen Meßbuchdeckel
erkennen wir in einer zentral gesetzten Wappenkartusche das persönliche
Wappen des Abtes Johann Ludwig Sorg, das in ovalem Medaillon ein von
Heckenrosen flankiertes Kreuz auf einem Dreiberg zeigt. Dazu erklärt uns
das Gengenbacher Klosterprotokoll: „Johannes Ludovicus Sorgius Fribur-
gensis, electus 1586. sein spruch war: non est mortali quod opto lacehsit
tarnen civitatem usque ad injuriam Magistratum. mortuus est 22ten Julij
1605"6. Wegen der genauen stilistischen Übereinstimmung muß das gesamte
Messingbeschläg des Missaleeinbandes somit in die Zeit von 1586
bis 1605 datiert werden. Das ist für unseren Zusammenhang wichtig, weil
auf dem rückseitigen Meßbuchdeckel als Gegenstück zum Abtswappen das
Klosterwappen aufgesetzt ist. Das älteste Beispiel, auf das ich bisher stieß.
Der doppelköpfige Adler des alten Reiches (mit Krone) trägt einen erhabenen
Brustschild, dessen Schildbild allerdings durch den Gebrauch des
Buches stark abgewetzt wurde und nur noch den unteren schrägrechts-
gelegten Gangfisch erkennen läßt: Ohne Zweifel das Wappen der Reichsabtei
Gengenbach.
Vor dem Dreißigjährigen Krieg
Die Wallfahrt „auf den so genant = und dem Gotteshaus aigenthumblich
zugehörigen Einbethen Berg" über Gengenbach zu fördern, war 1612 ein
Anliegen des Abtes Georg Breuning (1605—1617), als er den Straßburger
Maler und Kupferstecher Friedrich Brentel-le-Pere beauftragte, die Patrone
der „Bergle-Kapelle" (Jakobus d. Ä., Apolinaris, Felicitas und Perpetua
) in einem Wallfahrtsbildchen7 zu verherrlichen. Die 11,1 auf
15,7 cm große Radierung 8 zeigt hinter den groß in den Vordergrund gerückten
Heiligen ein Stadtbild Gengenbachs, das den Kunsthistorikern
Rätsel aufgibt, weil die Abteikirche (übrigens in Übereinstimmung mit
einer Darstellung auf dem ebenfalls aus dem 17. Jahrhundert stammenden
alten Altarblatt der Jakobskapelle auf dem Bergle) mit einer Doppelturmfassade
an der Westfront festgehalten worden ist9. Für unser Thema
allein interessant sind jedoch zwei Wappen, die wir in den oberen Eckzwickeln
des Bildchens finden und die Hermann Ginter als „Wappen der
6 Wie Anm. 2
7 Abbildungen in DIE ORTENAU 6/7 (1919/20), Tafel VII (von Hermann Ginter als Kupferstich bezeichnet
) und 18/1931, Abbildung S. 23. Außerdem bei Max Schefold, Alte Ansichten aus Baden —
Tafelband, Bild 157 (Nr. 23859) — A. H. Konrad Verlag, Weißenhorn/1971.
8 Zwei Exemplare (davon eines in Rotdruck) in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe vorhanden. Ebenso
zwei zugehörige Vorzeichnungen.
9 Joseph L. Wohleb, Die Abtei Gengenbach vor und nach dem Brand von 1689 — Zeitschrift für die
Geschichte des Oberrheins 102/1954, S. 685/686.
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