http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1975/0048
des Katholischen Stadtpfarramtes Gengenbach vorhanden, deren Buchrücken
die Prägungen des genannten Stempels tragen: Ein doppelköpf i-
ger, ungekrönter Reichsadler mit dahintergestecktem Krummstab zeigt
auf dem Brustschild eine Schräglinksteilung durch den Wellenbalken,
dazu vorne und hinten zwei schräglinks auf- und abwärts gelegte Gangfische
. Wer daran zweifelt, das Gengenbacher Abteiwappen vor sich zu
haben, wird durch ein übergelegtes Schriftband „MONASTERY: GEN-
GENBAC:" (= monasterium Gengenbacense, Kloster Gengenbach) und
die Datierung 1768 genau belehrt. Daß bei dieser Wappenausführung
„Bach" und Fische schräglinks liegen, ist nur als unerhebliche Variante
des von Brentel aus dem frühen 17. Jahrhundert überlieferten Schildbildes
anzusehen.
Im Einstiegstürlein der ehemaligen Chororgel
Zu den beachtenswertesten Ausstattungsstücken der ehemaligen Gengenbacher
Abteikirche gehörte die gewaltige, 1896 bei der Entbarockisierung
entfernte Chororgel. Sie schmückt seit 1923 den großen Ausstellungsraum
des Augustinermuseums in Freiburg. 13 Im vorspringenden Mittelteil des
Orgelprospektes erregt eine zerbrechlich wirkende, gitterartig geschnitzte
Einstiegstüre 14 Aufmerksamkeit. Diese sitzt über dem ehemaligen Spieltisch
und diente den Orgelmachern als Einschlupf in das Innere des Werkes
. Die Türe unterscheidet sich in der Schnitzerei stilistisch sehr deutlich
durch elegant zusammengefügte Rokokoformen von den übrigen Dekorationen
des Orgelgehäuses. Der Betrachter erkennt sofort, daß sie eine
Zutat aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ist, die zweifelsfrei
aus der Werkstatt des Gengenbacher Rokokobildhauers Peter Schwab 15
hervorging.
Umspielt und gehalten von Rokokoschnitzwerk, präsentiert sich als beherrschendes
Motiv der Einstiegstüre ein doppelköpfiger, ungekrönter
Reichsadler mit dahintergestecktem Abtsstab, dessen Bedeutung als Sinnbild
der Reichsabtei wir ohne weiteres verstehen können. Was immer
wieder zu Fehldeutungen führte, ist jedoch das auf der Brust des Reichsadlers
aufliegende Schildbild. Etwas zu leicht über die heraldischen Gegebenheiten
hinweggehend, meinte die 1960 herausgegebene Gengenbacher
Stadtchronik im Beitext der Abbildung 39 dazu: „Die traubentragen-
13 Hermann Brommer, Die Orgel der ehemaligen Gengenbacher Abteikirche im Augustinermuseum zu Freiburg
— Schau-ins-Land-Jahrbuch 86/1968 des Breisgau-Gescbichtsvcreins Freiburg, S. 77 ff mit Abbildungen
.
14 Abbildung bei Max Wingenroth, Die Kunstdenkmäler des Kreises Offenburg/1908, Abbildung 220.
15 Hermann Brommer, Genealogie als Methode in der Kunstgeschichte — Kap. Peter Schwab (1729—1791)
— Alemannisches Jahrbuch 1968/69 des Alemannischen Institutes Freiburg, S. 117.
42
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1975/0048