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(Ritterstraße 10) Quartier bezog. Die Geschütze aber, welche der revolutionäre
Landesausschuß des Volksvereins nach Offenburg geschickt hatte,
sandten am 28. August ihre Salven von der Lindenhöhe in die Stadt, wo
die Offiziere der Besatzung zusammen mit dem Gemeinderat und vielen
Bürgern in der Restauration Pfähler „einträchtig und heiter" Großherzogs
Geburtstag feierten.
Rees, Volks und Schaibles ferneres Schicksal
Zum Schluß sei auf das fernere Schicksal der drei Männer hingewiesen,
deren Namen heute noch von der Bevölkerung mit Achtung genannt werden
: F. G. Ree, Franz Volk und Karl Heinrich Schaible.
Ree wandte sich wieder dem Anwaltsberuf zu. Etliche Bürger stellten
ihm heimlich nach; sie sahen in ihm, der für seine Heimat nur das Beste
gewollt hatte und von der Bürgerschaft allgemein geehrt und geliebt
worden war, den Urheber des Unglücks, in welches Offenburg durch die
Revolution gestürzt worden war. Ein Gefühl des Mitleids überkommt uns,
wenn wir die Randbemerkung lesen, die eine spätere Hand unter das
Ratsprotokoll vom 5. Juli 1845 (Tag der Wahl) gesetzt hat: „Si hoc nun-
quam fuisset, melius pro urbe esset" (Wenn dies, Rees Wahl zum Bürgermeister
, niemals geschehen wäre, wäre es für die Stadt besser). Man
sprach höhnisch vom „Volksbeglücker". Besonders Bürgermeister Wiede-
mer verfolgte Ree mit unversöhnlichem Haßl). Kein Wunder, daß er
Ottenburgs Staub von den Füßen schüttelte. Er siedelte nach Bruchsal
über, wo er 1869 als Hofgerichtsadvokat starb.
Franz Volk floh in die Schweiz. Die Liebe zu Pauline Gersting, seiner
späteren Gattin, hielt ihn in Zürich fest. Obwohl der Gemeinderat sich
schützend vor ihn stellte, verurteilte ihn das Bruchsaler Hofgericht zu
8 Jahren Zuchthaus. Im Laufe der Zeit ließ sich die Regierung doch von
seinem edlen Charakter überzeugen. Einige Jahre vor der allgemeinen
Amnestie erhielt er die Erlaubnis zur straffreien Rückkehr in die Heimat.
Nun wandte er sich dem Studium der Medizin zu. In Heidelberg legte er
die Staatsprüfung ab und ließ sich in Offenburg als Arzt nieder. Sein
edles, selbstloses Handeln und sein Gerechtigkeitssinn veranlaßten das
Stadtparlament, ihn dreimal zum Bürgermeister zu wählen. Von 1875 bis
zu seinem Tod 1890 versah er dieses Amt.
Karl Heinrich Schaible floh über Straßburg—Nancy nach Paris, wo er jedoch
wegen der politischen Verhältnisse nicht bleiben konnte. Auf der
Basler Universität zum Dr. med. promoviert, begab er sich 1853 nach
London. Da er dort als Arzt keine Existenz gründen konnte, wandte er
1 O. Kähni, Die Funde im Turmknauf der Pfarrkirche „Hl. Kreuz" in Offenburg in: Die Ortenau 38
(1958), S. 47—49.
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