http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1975/0070
Ebenfalls der Michelsberger-Kultur kann eine Steinkeule zugeschrieben
werden, die in Oberweier gefunden wurde. Zusammen mit den bereits
erwähnten Megalithen und weiteren jungsteinzeitlichen Artefakten, erhärten
sie den Verdacht auf eine neolithische Besiedlung. Dies ist nicht
verwunderlich. Denn die geschützte Lage in einem wasserreichen, mit
fruchtbaren Hügeln umgebenen Tal, mußte die Michelsberger-Leute geradezu
angelockt haben 14.
Aber auch in der Ebene, vor allem im Schwemmlößgebiet und auf den
stehengebliebenen Lößwellen, können gelegentlich Steinbeile gefunden
werden. Aus dem Schwemmlöß ist das Steinbeil von Altdorf 15 und eine
Steinaxt aus der späten Jungsteinzeit von Orschweier16 bekannt. Vielleicht
führen eines Tages die beiden Artefakte, die unweit voneinander gefunden
wurden, auf neolithische Siedlungsspuren in dieser Gegend.
Eine andere Fundkonzentration am Ausgang des Schuttertals erbrachte
in Lahr ein durchbohrtes Steinbeil aus Serpentin und das Bruchstück
eines ähnlichen Artefakts zwischen dem Gewerbekanal und der Schutter.
Zusammen mit zwei Mahlsteinen vom Altvater, einem Berg bei Lahr, weisen
diese Indizien auf eine neolithische Besiedlung hin 17.
Obwohl die jungsteinzeitlichen Funde von Weisweil hart an der Grenze
der Oberen Ortenau liegen, sollen sie wegen ihrer ungewöhnlichen Fülle
erwähnt werden. Angeführt sind sie von einem seltenen Grabtyp, der besonders
am Hochrhein auftritt. Die Toten waren hier in Körpergräber beigesetzt
und ihr Schmuck, der aus Knochenplättchen und Tierzähnen bestand
, zierte ihre relativ kurze Körper. Möglicherweise gehören hierzu
die schön geschliffenen und zentrisch gebohrten Steinbeile, von denen
mehrere Artefakte auf den umliegenden Feldern aufgelesen wurden 18.
Ebenfalls einer endsteinzeitlichen Gruppe gehören die Steinbeile von
Ichenheimlü, Schutterzell20 und Nonnenweier21 an. Diese Werkzeug-
14 Die Keule gleicht einem Artefakt, das im Musee Archeologique Strasbourg liegt und der Michelsberger
Kultur zugeschrieben wird. Zusammen mit der Keule, wurde von Pfarrer Fritz Schleicher, Friesenheim-
Oberweier, auf dem gleichen Grundstück (Lg. Nr. 201) im Jahr 1935 ein faustgroßer Reibstein aus
Sandstein gefunden.
15 FM Altdorf (Albert Geppert).
16 Badische Fundberichte, Orschweier, 20. Jahrg. (1956), S. 199. Finder: Leopold Schaub, Orschweier.
17 Ernst Wagner, Fundstätten und Funde aus Vorgeschichtlicher, Römischer und Alammanisch-Fränkischer
Zeit im Großherzogtum Baden, 1908, S. 238, Nr. 400.
18 Wagner, S. 207, Nr. 340 Vgl. auch G. Kraft, Weisweil Amt Emmendingen, in: Bad. Fundber. 1935,
S. 191 ff. Vgl. auch Wahle, S. 24. Vgl. FM Weisweil (J. Naudascher) (1974), Finder: Brigitte Boedicker,
Weisweil.
19 Bad. Fundbr. 17. Jahrg. (1941—1947), S. 264.
20 ebd. S. 266.
21 Wagner, S. 242, Nr. 403.
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