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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
55. Jahresband.1975
Seite: 72
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allem in Süddeutschland und damit in der Oberen Ortenau 41. Ihre Kultur
selbst zeichnete sich besonders durch einen spielerischen Formenstil
aus, der sowohl das Steinhauer- als auch das Metallhandwerk erfaßte.
Vor allem war es die hohe handwerkliche Technik, die beispielsweise feine
Drahtgeflechte, Hohlringe für Arm- und Fußschmuck, sowie Blechbeschläge
mit reichen Ornamentmotiven, besonders aus Bronze hervorbrachte. Solche
Gegenstände wurden nicht nur in den Gräbern reicher Fürsten, sondern
auch bei normal ausgestatteten Toten gefunden.

Dazu zählt der Grabfund vom Schlößleberg bei Friesenheim, aus der Zeit
um 400 v. Chr. Dem Toten wurden damals, neben drei kleinen runden
Schalen, zwei hohle und ein massiver Bronzering als Schmuck ins Jenseits
mitgegeben 42.

Ähnlich war es bei dem Fund östlich von Mahlberg. Dort wurde 1939 im
Gewann Kindsloch das Grab einer etwa 20jährigen Frau entdeckt. Neben
einer Vielzahl Fibeln, die als Kleiderhaften ihren Umhang zusammenhielten
, konnten Hohlringe aus Bronze sowie ein feines Bronzedrahtreif-
chen geborgen werden. Der Fund wurde in die Zeit um 250 v. Chr. eingeordnet
43.

Beide Funde, sowohl in Friesenheim als auch in Mahlberg, lagen in den
Lößvorbergen und lassen somit den Schluß auf Rodung und Besiedlung
dieser Region in der Latenezeit zu. Aber es gibt auch Spuren in der Ebene
westlich von Friesenheim, die nicht ausschließen, daß auf diesem Terrainniveau
zumindest mit einer stellenweisen Besiedlung gerechnet werden
muß 44.

In die Reihe der Ringwallanlagen, die weit über den Oberrhein hinaus
reichen, kann das Refugium oder die Fliehburg auf dem Burghard bei
Lahr einbezogen werden. Sie hat wohl in Gefahrenzeiten zum Schutz der
Menschen gedient. Wegen ihrer Lage auf dem Bergrücken, umgeben von
Wald, könnte ihr in friedlichen Zeiten auch kultische Bedeutung zugekommen
sein. Der fortifikatorische Aufbau dieses Refugiums zeigt zwei
ovale, parallel laufende Ringwälle, die etwa eine Fläche von fünf Hektar
Land umschließen. Die Anlage war mit starken Befestigungswällen von

41 Wolfgang Kimmig, Latenezeit, in: Bad Fundber. 17. Jahrg. (1941—1947), S. 308 ff. Vgl. auch P. Reinecke
, Zur Kenntnis der Latcnedenkmäler in der Zone nordwärts der Alpen, 1909. Dazu Herodot
II. 33. Der griechische Geschichtsschreiber Herodot berichtete um 450 v. Chr., daß die Kelten in der
Gegend um die Donauquelle wohnen. Nach den Bodenfunden zu schließen, darf die Feststellung
Herodots nicht zu eng ausgelegt werden. Sie ist darum auch auf die Obere Ortenau anwendbar.

42 Wagner, S. 238, Nr. 398.

43 Unser, Kimmig Bad. Fundber. Mahlberg, 17. Jahrg. (1941—1947), S. 313 und Tafel 83.

44 FM Friesenheim (J. Naudascher) (1974).

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