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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
55. Jahresband.1975
Seite: 91
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Lösung: sie hieß Kurie Ofjenburg von Anfang an. Andeutungen davon
verwirrten mich zunächst. Ich hielt sie für rückprojizierte spätere Angaben
. Bei diesem Namen liegt das natürlich nahe, aber wer hätte auch
das gedacht?

Wenn wir jetzt an die damaligen Gepflogenheiten bei den neu zu erteilenden
Siedlungsnamen denken, wo man zur Unterscheidung von benachbarten
Siedlungen den Namen des ersten Siedlungsmeisters wählte, dann geht
uns ein Licht auf über den später als sagenhaft bezeichneten Gründer
Offo. Dies war in der Zeit der Einnamigkeit ein häufiger Personenname.
Sagenhaft ist nur, daß dieser Offo ein englischer Prinz gewesen sein soll.
Vielmehr war der wirkliche, hier vorliegende Offo ein wohl ausgebildeter
und erfahrener Leiter und Organisator einer wahrscheinlich von ihm
selbst aus nachgeborenen Bauernsöhnen im Elsaß zusammengeworbenen
bäuerlichen Genossenschaft. Daß der Leiter eine erfahrene Führungskraft
gewesen sein muß, belegt die Tatsache, daß er nicht nur
eine Art leitender Vorarbeiter war, sondern er war auch der Verwaltungsführer
mit patriarchalischer Anordnungsbefugnis und der Richter
über zivilrechtliche und leichte strafrechtliche Fälle mit zugehöriger
Strafbefugnis. Deswegen war er nämlich auch frei von Abgaben und
wohnte in einem Steinhaus, gern auch burgus genannt. Dennoch bleibt
nicht auszuschließen, daß der Wortteil -bürg eine andere Wurzel gehabt
haben könnte. Vor allem die richterlichen Befugnisse machten ihn in den
älteren Zeiten zum Mitglied der obersten sozialen Schicht. Daher ist es
nicht im geringsten verwunderlich, daß sein Name in dem Namen der
von ihm geleiteten Siedlung verewigt wurde. Ob schon in der Königszeit
oder erst später, bleibt uns freilich verborgen. Jedoch vergaßen die Menschen
nach 100 und mehr Jahren die wirkliche Herkunft des Namens, vor
allem, da er aus der Zeit der Einnamigkeit stammte, und erfanden das
Märchen von dem englischen Prinzen. War es denn nicht genau so bei
dem Namen des schutterischen Klosters, dessen älteste Namensform Offo-
niswilare = Weiler des Offo war?

Als dann aus dem Zusammengehen der straßburgischen Kurie allerdings
bloß mit dem Kernstück der gengenbachischen Kurie Ufhofen eine neue
Gemeinde geschaffen wurde, wählte man den Namen der rechtsstärksten
Kurie, der straßburgischen, zum Namen des neuen Marktortes, also Offenburg
.

Ob nun 1139 bei der Schaffung des neuen Marktgebietes das Bewußtsein
der früheren Einheit in der Zeit der Königsherrschaft in der Ortenau noch
lebendig war, ist wohl kaum anzunehmen. Trotzdem stellt sich für uns
der neue Zusammenschluß als ein Zurückgliedern des Kurienkerns von
Ufhofen an die zeitlich ältere und rechtsstärkere Straßburger Kurie Offenburg
dar. Auch die Bedingungen, unter denen der Abtei Gengenbach
das Zusammengehen mit der straßburgischen Kurie unter Landabtretun-

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