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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
55. Jahresband.1975
Seite: 117
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1975/0123
Zunächst sorgte sich Rohan um die Unterbringung eidverweigernder Priester
aus dem Elsaß; er war entschlossen, so viele als möglich in den Klöstern und
bei der Weltgeistlichkeit trotz aller Schwierigkeiten unterzubringen. Anfangs
Januar 1791 tagte das Ruralkapitel von Offenburg, aber die ihm angehörenden
Pfarrer waren größtenteils zu einer Übernahme der emigrierten Priester nicht
geneigt33. Dem Ezpriester des Lahrer Ruralkapitels, Pfarrer Sartori, gab das
Oberamt Mahlberg zu erkennen, daß der vom Kardinal eingeschlagene Weg
bedenkliche Folgen, sowohl diesseits als auch jenseits des Rheines nach sich
ziehen dürfte. Bei dieser Auffassung und der Haltung des Markgrafen, der
sich in französische Angelegenheiten nur insoweit einlassen wollte, als es die
höchste Not erforderte, und die dem Kardinal durch ein Rundschreiben von
Sartori bekannt wurde, war es nicht verwunderlich, daß er darüber höchst
aufgebracht war und Zirkulare des Ruralkapitels Lahr von dem Kapitelboten,
der sie bereits den Pfarrern überbracht hatte, wieder einsammeln ließ. „Uberhaupt
scheint es, daß der Herr Fürstbischof alles übel nehmen, was Höchstdes-
selben Absichten und Verlangen nicht entspricht", berichtet der Obervogt von
Blittersdorf.

Zur Durchführunng des bekannten Dekretes vom 27. November 1790 über den
Priestereid wurde in Straßburg der 23. Januar 1791 bestimmt. Als der Straßburger
Maire am 28. Januar 1791 dem Kardinal mitteilte, daß er den oberen
Behörden Anzeige erstatten müsse, wenn dieser innerhalb der gesetzten Frist
dem Gesetz nicht Genüge leiste, erwiderte Rohan, daß er in seinem Hirtenbrief
seine Denkungsart hinsichtlich des Bürgereides hinlänglich zu erkennen gegeben
habe 34. Wegen seiner Weigerung wurde er seines Amtes für verlustig erklärt
.

Rohan warnt vor französischen Agenten

Der Kardinal hält in der Folgezeit mit einem intensiven Propagandafeldzug
sowohl die Geistlichkeit als auch die Behörden in Atem. Am 4. Februar beruft
er den Oberamtsverweser Solf in Renchen zu sich nach Ettenheim, der nach
seiner Rückkehr in allen Gemeinden eine Erklärung anschlagen läßt, daß man
zuverlässig in Erfahrung gebracht habe, daß Elsässer ausgeschickt seien, um in
dem Oberamt Oberkirch und in der Nachbarschaft neuen Aufruhr anzuzetteln.
Die Untertanen werden öffentlich gewarnt, sich zu neuen Unruhen verleiten zu
lassen; bei verspürter geringster Bewegung würde erforderlichenfalls noch eine
größere Anzahl Truppen eintreffen. Solf ließ durch den Schultheißen von Renchen
auch das Oberamt Ortenau in Offenburg davon benachrichtigen, damit es
die nötige Vorkehrung treffe. Von Blittersdorf erfährt von dieser Geschichte
erst auf seiner Reise nach Staufenberg. Da man im Oberamt Oberkirch weder
Emissäre noch eine Bewegung im Volk wahrgenommen hatte, war er von dem
Vorgehen des Kardinals keinesfalls begeistert. Er wisse nicht, worauf dieser
seine Nachrichten gründe, „aber soviel habe ich an diesen Herrn bemerkt, daß
sie glauben, das ganze Oberamt Oberkirch bestehe bis auf einen kleinen Haufen
, der dem Lansvogt Bruder anhängt, aus lauter Rebellen, und nur die
Furcht vor Exekutionstruppen halte sie noch in den Schranken zurück".

Der Kardinal läßt es bei diesem Aufruf nicht bewenden. Der Amtsschreiber
Dürrfeld von Bühl meldet dem Obervogt von Harrant, daß in Bühl die Sage
gehe, die Nationalversammlung spinne in hiesigen Landen durch Commissäre
eine Revolution an; die dortige Geistlichkeit sei durch ein Circular des Kardinals
erinnert worden, ihren Pfarrkindern bestens zuzusprechen, sich vor dergleichen
Aufwieglern zu hüten und ihrer Obrigkeit treu zu bleiben. Harrant berichtet
weiter, daß der Erzpriester von Renchen dem Pfarrer zu Cappel geschrieben
habe, daß eine Million Livres von den Pariser für jene, die sich zu

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