Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
55. Jahresband.1975
Seite: 135
(PDF, 62 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1975/0141
der französischen Prinzen und ihrer Anhänger sein, indem sie hoffen, daß bei
eintretender wirklicher Verletzung des deutschen Reichsbodens die größeren
Mächte gleichsam genötigt werden würden, das Reich zu verteidigen, mithin an
der ganzen Sache einen tätigern Anteil zu nehmen 75".

Der Kaiser ermahnt den Kardinal

Der Wiener Hof hatte bereits entsprechend reagiert. Dort war am 3. Januar
der französische Gesandte, Marquis E. M. v. Noailles, wegen des Verhaltens von
Rohan vorstellig geworden.

Colloredo antwortete ihm, daß der Kaiser ihn beauftragt habe, den Kardinal
energisch zu ermahnen, in seinem Gebiet keine feindseligen Vorbereitungen
oder Bewaffnung der französischen Emigranten zu dulden und alle Unternehmungen
zu verbieten, die sich nicht mit dem Gebot friedlicher Nachbarschaft
mit Frankreich vereinbaren ließen und die französische Krone zu Feindseligkeiten
herausfordern könnten. Tatsächlich war aber Ludwig XVI. gerade an
einer solchen Herausforderung interessiert, und er erwartete deshalb vom Kaiser
eine Zurückweisung seines von ihm wegen der Emigranten gestellten Ultimatums
76. Er ging dabei von der Voraussetzung aus, daß Frankreich aus physischen
und moralischen Gründen einem Kriege nicht gewachsen sein könne.

Aber in Wien war man keinesfalls geneigt, den Franzosen einen Vorwand für
eine Intervention zu bieten. Auf ein Premoria der badischen Regierung an den
Kaiser, das in Wien vom badischen Minister von Rühl überreicht wurde, erhielt
dieser in der Antwort vom 7. Januar die Versicherung, daß das Ministerium
des Fürsten von Rohan auf Befehl des Kaisers unablässig zur Änderung seines
bisherigen Benehmens ermahnt werde. Regierungspräsident von Summerau
mußte dem Kardinal klarmachen, daß alle Reichsstände, welche kriegerische
Anstalten und Truppenversammlungen in ihren Landen gegen Frankreich duldeten
, dafür Kaiser und Reich verantwortlich seien und deshalb bei einem
Angriff Frankreichs keine Hilfe und keinen Beistand zu erwarten hätten. Rohan
wollte sich dem kaiserlichen Willen fügen; er hoffte, „daß das Mirabeau-
sche Corps in 14 Tagen abgedankt werde 77". Trotz aller Ermahnungen wurde
aber die Werbung für die Legion fortgesetzt, so daß der für den 19. Januar
vorgesehene Beginn der „Abdankung" kaum ernsthaft ins Auge gefaßt war.
Vorläufig hatte man den Großteil der Mirabeauschen Legion vor dem Eintreffen
des Prinzen Conde aus dem OA Ettenheim abgezogen; am 4. Januar waren
etwa 300 bis 400 Mann zu Fuß und dann 200 Berittene in das OA Oberkirch
marschiert, wo man sie auf die Gerichte Ulm und Kappel verteilte. Um Fahnenflucht
zu verhindern, wurde das Fußvolk von Jägern begleitet.

Die Anwesenheit des Prinzen Conde führte diesem viele französische Edelleute
zu. Vom 7. bis 9. Januar passierten etwa 100 bis 150 Mahlberg und bevölkerten
insbesondere Kappel und Grafenhausen so sehr, daß in jedem Haus mehrere
unterkommen mußten, was in Grafenhausen nur unter Zwang geschah. Am
10. Januar kamen etwa sechzig und tags darauf wieder etwa siebzig über Kippenheim
ins OA Ettenheim, die meisten mit dem Wagen oder zu Fuß. Sie
wurden nach Ringsheim eingewiesen, wo viele in ihren Kutschen übernachten
mußten. Von Rohan ging die Rede, daß er in das fürstliche Heitersheimische
Haus in Freiburg habe ziehen wollen, doch sei es ihm von Wien aus abgeschlagen
worden.

Auch beim OA Mahlberg mehrten sich die Besorgnisse wegen eines französischen
Uberfalles. Ein Sergeant Rohans hatte es in Straßburg gehört und Briefe
bestätigten es, daß man die Truppen Rohans und Mirabeaus vertreiben werde,

135


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1975/0141