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falls sie sich nicht zerstreuten. Nach einem Uberschlag befanden sich in den
OÄ Ettenheim und Oberkirch nach einem Bericht vom 9. Januar etwa 2600 bis
2800 Soldaten und geflüchtete Edelleute, was dem OA Mahlberg ausreichend
erschien, die Freunde der französischen Revolution aufmerksam zu machen.
Angesichts der Zuspitzung der Lage reifte die Erkenntnis, daß es klüger gewesen
wäre, sich von Anfang an der Truppenversammlungen zu widersetzen 78.
Jetzt befürchtete man in Mahlberg das Schlimmste, falls Kaiser und Reich zum
Eingreifen gezwungen würden.
In Mahlberg atmete man wohl auf, als der am 12. Januar nach Ettenheim geschickte
Hatschier Meier die Nachricht brachte, daß am Vormittag zwei Kuriere
dort eingetroffen seien und sich nun alle Edelleute, Volontairs und das noch
zurückgebliebene Mirabeausche Korps marschfertig machten. Auch der Prinz
Conde ließ einpacken und die noch unterwegs befindlichen Wagen umkehren
und nach Oberkirch dirigieren.
An diesem Tag traf der Prinz von Nassau in Wien ein, wo er im Auftrage der
Brüder des Königs der Franzosen um die Gewährung von Zuflucht für ihre
Armeen im Breisgau und in Ettenheim für den Fall bitten sollte, daß ihnen
der weitere Aufenthalt in Koblenz untersagt würde. In der am gleichen Tag
noch stattgefundenen Unterhaltung mit dem Kaiser ging es auch um die
Pläne des Prinzen von Conde, der sich anscheinend in diesem harten Winter
in einer verzweifelten Lage befand, so daß er seinen Soldaten keinen Sold
bezahlen konnte. Um sich neue Hilfsquellen zu erschließen, plante er die Besitznahme
des Elsaß oder der beide Städte Straßburg und Colmar, die ihm
nach seiner Versicherung die Tore öffnen wollten. Der Kaiser beklagte sich
über die militärischen Absichten Condes, der, wie man sagte, bereit sei, mit
den im Augenblick in Ettenheim konzentrierten Truppen nach Colmar zu marschieren
; damit würde dieser ihm einen Strich durch die Rechnung machen.
Nassau bestritt den angeblichen Plan Condes, doch konnte er den Kaiser offenbar
nicht überzeugen. Dieser wünschte, daß sich Conde nicht leichtsinnig dazu
hinreißen lasse, das Elsaß anzugreifen. Nassau warf ein, daß das Volk ihn rufen
könne, denn er könne bestätigen, daß Straßburg sich angeboten habe, Conde
aufzunehmen. Der Kaiser blieb nach Daudet79 dabei, daß eine Intervention
der Emigranten alles verderbe. Beide waren sich übrigens darüber einig, daß
es besser wäre, wenn die Franzosen zuerst angriffen. Der Kaiser wollte dazu
keine Veranlassung geben, deshalb sollte alles zerstreut werden, was sich in
Ettenheim befand.
Prinz Conde quartiert sich vorübergehend in Oberkirch eirj,
Am 13. Januar, an dem Tage, da Rohan noch mit allen seinen früheren Würden
eines elsässischen Landgrafen und Prokurators der Sorbonne den neu gewählten
Abt von Gengenbach, Bernhard M. Schwörer, bestätigte, traf im Klosterhof
von Allerheiligen in Oberkirch ein Schreiben aus Ettenheim ein, in dem um
Quartier für den Prinzen Conde nachgesucht wurde. Beim Küchenmeister Pater
Lorentz erschien eine Ordonnanz von Renchen mit der Mitteilung, daß der
Prinz Quartier nehmen werde. Der Pater widersetzte sich dem Ansinnen mit
dem Hinweis, daß er von seinem Prälaten keine Erlaubnis habe. In der üblichen
selbstherrlichen Art der Emigranten wurde darauf erwidert, er möge es erlauben
oder nicht, es geschehe doch 80. Es bestätigte sich auch hier, was der kaiserliche
Gesandte Graf von Westphalen dem Reichsvizekanzler aus Koblenz
berichtete, daß „das Betragen der Emigranten nach und nach die höchste Stuje
der Eigenmächtigkeit zu erreichen scheint 81". Trotz der Weigerung des Präsidenten
nahmen der Haushofmeister des Prinzen und seine Begleitung das
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