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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
55. Jahresband.1975
Seite: 168
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1975/0174
Maria im Sand

Von Ludwig Schauer

Die Figur der Mutter Gottes in der Kirche zu Maria Sand wurde nach der Legende
im Ufersand der Bleiche gefunden. Bleiche, ursprünglich Bleicha, bedeutet
helles Wasser und ist keltischen Ursprungs.

Das Jahr 1522 brachte in die von der Reformation erfaßten Lande den
Heiligenfiguren in den Kirchen schwere Zeit.

Alle Figuren galten in einzelnen Gegenden als Abgötterei, die aus den
Kirchen zu entfernen wären. Teilweise wurden sie entfernt, teilweise zertrümmert
. Luther trat gegen den Bildersturm energisch auf und hatte
ihn bald unterdrückt. Doch lebte die Bilderstürmerei in verschiedenen,
fernen Gegenden wieder auf. Von der Schweiz her fand in unserer Gegend
später der Bildersturm wieder Auftrieb. Kein Wunder, wenn sich
Altgläubige in einzelnen Gemeinden um die Heiligenfiguren in ihren Kirchen
Sorge machten und überlegten, wie sie ihre „Heiligen" schützen
könnten. Bei der steigenden Zahl derer, die dem neuen Glauben zuneigten
und die Benützung der Ortskirche für ihre Gottesdienste forderten,
die aber die Altgläubigen für sich behalten wollten, entstanden Spannungen
, die keineswegs immer friedlich blieben; so mußte Vorsorge getroffen
werden, wie man die kirchlichen Kunstwerke retten könnte. Die Wege
dazu waren gar nicht einfach.

So befand sich in der Kirche der Pfarrgemeinde von Wagenstadt, zu der
auch das Dorf Tutschfelden gehörte, eine schöne, aus Ton gebrannte, etwa
60 cm (ohne Krone) hohe Madonna, die durch ihr Herstellungsmaterial
besonders gefährdet war. Eines Morgens war sie aus der Kirche verschwunden
. Da nichts über den Verbleib der Mutter Gottes zu erfahren
war, entstand unter den Altgläubigen der Verdacht, die Protestanten
hätten die Madonna gestohlen. Weil man den Ortsbürgern das nicht recht
zutraute, richtete sich der Verdacht auf die eingepfarrten Tutschfelder,
und man verdächtigte diese, sie hätten die Mutter Gottes in die durchfließende
Bleiche geworfen, und dort sei sie fort in den Rhein geschwommen.
Einige Zeit später wurde bekannt, die Madonna sei bis in das naheliegende
Herbolzheim getrieben und dort im Ufersand gelandet. Die Katholiken
von Herbolzheim hatten sie gefunden und mit Freuden in ihre Pfarrkirche
getragen. Am nächsten Morgen war die Madonna nicht mehr in

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