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bestanden Spannungen zwischen der Stadtpfarrei und dem Stadtrat gegen
den Konvent. Schon um 1511 wiegelt der dortige Stadtpfarrer Ser-
vitorius von der Leutkirche Stadt und Gemeinde gegen das Kloster auf,
wobei er die klösterlichen Mißstände anprangernd, seine eigene Machtstellung
festigen will. Dieser Pfarrer Servitorius ist ein gewisser Konrad
Knecht von Hagenweiler im Elsaß, der auf kaiserliche und bischöfliche Fürsprache
hin Gengenbacher Leutpriester wird. Auch bestehen von der
Stadt gute Verbindungen zum reformatorischen Straßburg, wirkt doch
der bedeutende Straßburger Humanist Nikolaus Capito als Klosterarzt in
Gengenbach. Doch die Gengenbacher schließen sich den aufrührerischen
Bauern nicht an. Das Kloster bleibt deshalb im Schutze der starken Stadtmauern
, und die Bauern müssen unverrichteterdinge abziehen. Deutlich
setzen sich die Aufstände in der nördlichen Ortenau — besonders gegen
die Klöster Schwarzach und Allerheiligen (mit Oberkirch) — als selbständige
, getrennt von den im Südteil zu betrachtenden Handlungen ab. In
der südlichen Ortenau konzentrierte sich der Aufruhr auf die Klöster
Schuttern und Ettenheimmünster. Die Aufstände beginnen hier etwas
früher als im nördlichen Teil, wobei nicht auszuschließen ist, daß der
Aufbruch auf der linken Rheinseite (2. April Oberehnheim — um Ostern
die Klöster Altdorf und Ebersmünster) seine Leuchtzeichen gegen den
Schwarzwald warf. Am 19. April bedrängen Friesenheimer Bauern das
Kloster Schuttern, nachdem es dem Kastenvogt des Klosters, Gangolf von
Geroldseck, nicht gelungen war, die Unzufriedenen in Lahr und Friesenheim
auf die Bitten des Abtes Konrad hin durch Briefe (15. April) zu besänftigen
. Wie die anderen weltlichen Herren machte es sich auch der
Geroldsecker zur Pflicht, nicht mit Macht, sondern nur vermittelnd in die
Auseinandersetzung einzugreifen. Er bot aber den Äbten von Schuttern
und Ettenheimmünster Schutz in seiner Burg an. Doch die Prälaten zogen
das Exil in Freiburg vor. Am 1. Mai wird das Kloster besetzt und geplündert
, wobei die Bauern aus Schuttern keine Hand an ihr Kloster legen.
Auch Abt Laurentius von Ettenheimmünster sieht die drohenden Gewitterwolken
aufziehen und bittet deshalb am 17. April um Hilfe bei der
Stadt Ettenheim. Der straßburgische Vogt Ludwig Horneck von Hornberg
sorgt dafür, daß die wertvollen Klostergüter in der bewehrten Stadt Aufnahme
finden. Jetzt ziehen die aufgebrachten Bauern gegen Ettenheim
vor und fordern die Herausgabe der Schätze. Doch Straßburg verweigert
trotz wiederholter Bitten der Büger die Preisgabe. Aus Angst, die Etten-
heimer könnten sich den drei um die Stadt lagernden Bauernhaufen anschließen
, läßt Straßburg eine gütliche Botschaft an die Anführer überbringen
, die jedoch keinen Widerhall findet, worauf die Bürger in ihrer
Bedrängnis inständig um Erlaubnis bitten, doch den Schwur auf die bäuerliche
Sache ablegen zu dürfen (6. Mai). Inzwischen hat Markgraf Philipp
von Baden als Teilhaber der Herrschaft Lahr die Straßburger ersucht, ent-
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