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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
55. Jahresband.1975
Seite: 288
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1975/0294
Karl und Dr. Sebastian Fahrländer von Euenheim
und die revolutionäre Bewegung am Oberrhein*

Von Erwin Dittler

Abt Speckle: Der Genius der Zeit

Frankreich hatte beim Waffenstillstandsabkommen vom 20. Juli und dem
badisch-französischen Separatfrieden vom 22. August 1796 die Landesverfassung
garantiert, und auch die französischen Generale und Kommissare versicherten
, die bestehende Ordnung im Breisgau nicht angreifen zu wollen, aber
mit dieser Zusicherung konnten sie den entfesselten Zeitgeist nicht bannen.
Ja, nach dem Abschluß des Waffenstillstandes regte sich „der Geist der Unbot-
mäßigkeit" vor allem in der mittleren und unteren Markgrafschaft, die sich
bisher ruhig verhalten hatten.73 Diese Unbotmäßigkeit beschränkte sich keinesfalls
auf Forderungen, wie sie in den Petitionen vorgebracht wurden, sondern
im Breisgau konnte man feststellen, daß unter den französischen Soldaten
viele Deutsche „aus unserer Gegend" waren, die erkannt wurden, sich aber
nicht zu erkennen geben wollten.74 Nicht ohne Grund hatte der Abt auf einer
landständischen Versammlung am 17. Juli, bei der General Ferino anwesend
war, eine Punktation übergeben, in der er seine Befürchtungen niederlegte:
Wie ist die Sicherheit zu erhalten „gegen unruhige Untertanen, welche diese
Zeitumstände mißbrauchten? Wie sind Untertanen zur Unterwürfigkeit, zur
Entrichtung ihrer Schuldigkeiten und Abgaben anzuhalten?"75 Und weitere
bittere Erfahrungen blieben nicht aus. So mußte er beispielsweise beim Einzug
der Franzosen in Waldkirch erfahren, daß die Bürgerschaft so „freundschaftlich
" gegen das Stift war, dessen Kellereien und Kasten als Sachen der Emigrierten
anzugeben, so daß Kellereien versiegelt und Früchte verkauft wurden.
Nach Richtigstellung des Sachverhaltes zeigte sich der französische Kommissar
allerdings entgegenkommend. Ähnliche Erfahrungen machten übrigens auch
die Geistlichen des Stiftes Rheinau, als die Franzosen 1798 in den Kanton
Schaffhausen einrückten: „Sie fürchteten aber mehr die eigenen Untertanen
und die Schweizer Patrioten als die Franzosen. Die Untertanen besonders sollen
sich äußerst schlimm und undankbar betragen haben."76

Schluß folgt

* Folge 1 im 54. Jahresband 1974. Dort zu berichtigen im Zitat von Dr. Heinemann (S. 274): „Wir
denken an die deutschen Jakobiner, an die bürgerlichen Liberalen, an die radikalen Demokraten."
Auf S. 292 muß es heißen: „Wie ernst es dem Direktorium mit der Unterdrückung einer demokratischen
Nationalbewegung in Deutschland tatsächlich war, und wie es auf die nicht nachlassenden intensiven
Bemühungen der badischen Revolutionäre reagierte . . ."

73 Karl Obser, Der Marquis von Poterat und die revolutionäre Propaganda am Oberrhein im Jahre 1796,
in: ZGO NF. Bd. VII, Freiburg 1892, S. 408. — Politische Correspondenz, Bd. 2, S. 373.

74 Das Tagebuch von Ignaz Speckle, Abt von St. Peter im Schwarzwald, Erster Teil 1795—1802, bearb.
von Ursmar Engelmann OSB, Stuttgart 1965, S. 60 (1. August 1796). Möglicherweise handelte es sich
um Überläufer des bekannten Regiments Bender; im Sommer 1796 sollen über 900 Mann fahnenflüchtig
geworden sein (Paul Stalder, Vorderösterreichisches Schicksal und Ende: Das Fricktal in den diplomatischen
Verhandlungen von 1792 bis 1803, Rheinfelden 1932, S. 82). Uber das Verhalten deutscher

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