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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
55. Jahresband.1975
Seite: 302
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1975/0308
1765 als Sohn des Klosterzieglers in Ettenheimmünster geboren, wuchs Mathias
Martin im Schatten einer Benediktinerabtei auf, deren vorbildliche Pflege der
Musik sie in die „erste Klasse der Klostermusiken" erhob. Aus den Zusammenhängen
heraus schließt B. Sulzmann vorsichtig auf eine sehr wahrscheinliche
Lehrzeit Mathias Martins in den Werkstätten des großen Rabiny (1779 Orgelbau
in Schuttern) und des nicht minder bedeutenden Rastatter Meisters Stieffell
(1781 Orgelbau in Seelbach bei Lahr). Außerdem hatte der junge Meister
bei der langjährigen Pflege der Ettenheimmünsterer Silbermann-Orgel Gelegenheit
, Konstruktionsprinzipien und Mensurationsverfahren des hervorragendsten
Straßburger Orgelmachers J. A. Silbermann gründlich kennenzulernen.
Nach ersten mühseligen Jahren, in denen sich Mathias Martin mit kleinen Arbeiten
durchschlug, erstellte er 1789/90 seinen ersten Orgelneubau in Schmieheim
. Nebenher lief die Einbürgerung mit Hauskauf auf klosteramtlichem Gebiet
in Münchweier. Die Auswirkungen der Französischen Revolution und
familiäre Komplikationen veranlaßten Mathias Martin jedoch, im Sommer 1799
die südliche Ortenau zu verlassen und sich mit seiner Werkstatt in Waldkirch/
Elztal anzusiedeln, wo er bald eine emsige Neubautätigkeit entfaltete und nach
einem erfolgreichen Leben 1825 verschied. Über dem Wirken seiner Söhne, die
in Freiburg und Waldkirch ansässig waren, waltete kein guter Stern. 1837 brach
die Martin-Werkstatt in Waldkirch mit dem Freitod der beiden letzten Firmeninhaber
zusammen. Dem biographischen Kapitel schließt sich eine genealogische
Abfolge mit Kirchenbuch- und Protokollauszügen an, in der B. Sulzmann genaue
Belege zu allen Lebensumständen der Orgelmacherfamilie bietet.

Was Fachleute und Orgelliebhaber zur Beachtung zwingt, ist die Untersuchung
über den „Oberrheinischen Orgelbau zwischen 1715—1825", die der Analyse
des künstlerischen Werkes der Martin vorausgeht. Hier und in den übrigen
Abschnitten des Buches werden allein 173 Orgelbauer und 402 Ortschaften
mit Orgeln in die Betrachtung einbezogen, so daß sich ein wesentlicher Teil der
badischen Orgelbaugeschichte erschließt. Eine Fundgrube auch für die Ortenau.
An den Neubauten der Martin leitet B. Sulzmann mit zwingender Beweisführung
deren Konstruktionsprinzipien für Orgelgehäuse, Prospektgestaltung,
Windladenbau, Registerstellungen, technische Maße, mechanische Spiel- und
Registertrakturen, Spielschränke, Klaviaturen, Windverhältnisse und für die
Herstellung des Pfeifenwerkes ab. Qualität war dabei für die handwerkliche
Ausführung etwas Selbstverständliches.

In Mathias Martins künstlerischer Entwicklung gilt es zwischen Orgeln zu
unterscheiden, die von Münchweier aus — und solchen, die nach 1800 von
Waldkirch aus geliefert worden sind. Obwohl in beiden Fällen eine meisterliche
Dispositionskunst am Werke war und die Martin-Orgeln über eine erstaunliche
Klangvielfalt verfügten, richteten sich die Orgelneubauten in zunehmendem
Maße nicht mehr nur an der französischen Orgeltradition aus, sondern
begannen im klanglichen Charakter frühromantische Züge anzunehmen.
Mathias Martin erwies sich so auch auf „theoretischem Gebiet" als großer
Meister oberrheinischer Orgelbaukunst, dem man mit der Einstufung als „Silbermann
-Epigone" nicht gerecht werden würde. Schon zeitgenössische Urteile
sprachen dem Waldkircher Meister ihre besondere Anerkennung aus.

Eine Bemerkung an die Adresse des Verlages muß noch angeschlossen werden:
Nach der sorgfältigen allgemeinen Werksanalyse wird jeder Leser wenig erfreut
feststellen, daß die einzeln besprochenen Orgeln nur mit ganz knapp gehaltenen
chronologischen Daten und Dispositionsangaben zu einer Art von
Werkkatalog zusammengefaßt erscheinen. Der Autor bemerkte dazu: „Auf die
Veröffentlichung des umfangreichen Quellenmaterials mußte schweren Herzens

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