http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1975/0313
aspekte ergeben sich nur aus bedachtsamer Lektüre. Manch Neues bietet der
Verfasser auf dem Forum der Ortsgeschichte, so zum Beispiel berücksichtigt er
ausgiebig in Wort und Bild, das Gebiet der ländlichen Geräteforschung (in etwa
der Hohenheimer Untersuchungsmethodik folgend), ein Teilgebiet das bisher bei
uns in der Ortenau kaum in Erscheinung trat. Nachdem die Mechanisierung
bäuerlicher Arbeitsgeräte nahezu vollzogen ist, war es höchste Zeit, solche in
der Volkskunde wesentlichen Dinge der Vergessenheit zu entreißen.
Obwohl Hermann Braunstein mit der Abfassung der Chronik seiner Heimatgemeinde
einen Dienst erweisen möchte und vor allem für die Dorfbevölkerung
schrieb, sollte dennoch jeder Ortenauer Heimatfreund um den Besitz des Werkes
bemüht sein, um heimatgeschichtliches Wissen zu ergänzen und zu vertiefen
. Der Leser muß nicht unbedingt Schutterwälder sein, um festzustellen, mit
welch liebevoller Sorgfalt, betulicher Mühe und großem kulturgeschichtlichem
Einfühlungsvermögen, diese fast drei Jahre währende Arbeit geleistet wurde.
Dem Chronikwerk ist zu wünschen, was Bürgermeister Paul Armbruster in
seinem Geleitwort zum Ausdruck bringt: es möge in jeder Schutterwälder Familie
, ob daheim oder irgendwo in der weiten Welt, einen ehrenvollen Platz
bekommen, um die Erinnerung an die Heimat wachzuhalten.
(Zur Richtigstellung eingeschlichener Druckfehler: das Sterbejahr des Markgrafen
Ludwig Wilhelm war 1707, nicht 1704 / Seite 59/; das Datum 23. Februar
ist zu ändern auf den 25. 2. 1803 / Seite 63 /; der Kaiserbrief Karls V. datiert
1539, nicht 1538 / Seite 95 /98 /; die alte Schreibart „Gerolseck" ist gleichzusetzen
der Lesart „Geroldseck.)
Preiser
Philipp Brucker, Wo gehen wir hin? Aus den Handakten eines Oberbürgermeisters
. Mit Illustrationen von Inge Freud. Lahr, Moritz Schauenburg,
1974. 125 Seiten.
Aus der Titelfrage könnte ein Spiel mit zum Teil klassischen Zitaten entwickelt
werden; etwa mit der Gegenfrage „Quo vadis?", wie sie einst ein Jünger an
seinen Herrn und Meister gerichtet hatte. Dann böte sich eine Alternative an:
entweder die Antwort, die rund 1750 Jahre später Schillers Carl Moor gab:
„Geh' du linkswärts, laß mich rechtswärts geh'n . . ." (Räuber 4, 5), ein Bescheid,
der einem kommunalpolitischen Autor adäquat erscheint, — oder mit dem
Titel eines Taschenbuches des Neulateiners Petrus Lotichius: „Vade mecum
sive epigrammatum novorum.. .", erschienen anno 1625. Was frei und kühn
übertragen lauten würde „Geh' mit mir! Und blättere mal in den 28 epigrammatischen
Geschichten aus den Handakten eines Oberbürgermeisters ... !".
Wer wollte der damit geweckten Neugier widerstehen? Dem bürgernahe Tätigen
und Schreibenden, dem Geheimnistuerei und hermetisch verriegelte Rathaustüren
fremd sind gelang es, nach den heiter besinnlichen Bändchen „Wun-
dergigli" und „Danzknöpfli" in lahreralemannischer Mundart, ein Büchlein in
Lahrer Honoratioren-Deutsch und ganz und gar in Prosa zu konzipieren, das
Ergötzen und frohe Laune schaffen wird. Das sind Geschichten aus fast romantischer
Umland-Idylle, manchmal auch urwüchsig, bis hin zu Szenen von internationalem
Air und Flair, echte Schmunzelgeschichten aus keinesfalls verstaubten
Rathausakten .. .
Preiser
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