http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1975/0320
(Schwarzach, Ettenheimmünster, Schuttern und Gengenbach) mehr oder weniger
zerrüttet sich in die neue Zeit herübergerettet, in der sich entscheidende
Wandlungen vollzogen. Auf monastischem Gebiet war dies die Entfaltung der
Reformbewegung, die u. a. von den Klöstern Hirsau, St. Blasien und St. Georgen
ausging. Die alten ortenauischen Reichsklöster wehrten sich nicht nur
gegen die Reformer, die auf gesteigerte Spiritualität und vorbildliches Mönch-
tum abzielten, sie verhinderten auch lange, daß diese Ideen bei ihnen Eingang
fanden.
Nun weiß man, daß es der Adel war, der die Reformklöster unterstützte und
sich mit ihrer Hilfe neue Herrschaftsstrukturen aufbaute. Der Verfasser fragt
nun nach diesem Adel in der Ortenau, nach seiner Einstellung zu den alten
und den neuen Klöstern. Im Gebiet um Achern saß damals eine Adelsgruppe,
die an das Kloster Hirsau Güter schenkte, also eine Reformabtei unterstützte.
Auch die Hochadelsfamilie der Herren von Staufenberg (bei Durbach), das begütertste
Geschlecht der Ortenau, schenkte ausschließlich an Reformklöster; es
war freilich in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts im Aussterben begriffen
und kam nicht, wie andere vornehme Familien dieser Art, zur Errichtung eines
eigenen Klosters. Erwähnt werden auch die Herren von Wolfach mit ihren
Schenkungen an St. Georgen und Alpirsbach (bedauerlich: „Edelherren von
Hausach" S. 15; vgl. „Die Ortenau" Bd. 52, 1972, S. 67 ff.). Die alten ortenauischen
Karolingerklöster dagegen erfuhren mit einer Gengenbach betreffenden
Ausnahme keine Unterstützung durch den einheimischen Adel.
Seit dem Jahr 1016 hatten die Zähringer als Grafen Eingang in die Ortenau
gefunden und die dort zuvor mächtige Familie der Konradiner ausgeschaltet.
Als Vögte von Gengenbach und Schuttern machten die Zähringer auch diese
Landschaft zum Schauplatz ihrer Machtpolitik, die zur Beherrschung der Kinzigtalstraße
und Gründung der Städte Offenburg (und Haslach), vielleicht auch
Gengenbach, führte. Keine andere Adelsfamilie hatte hier mehr die Möglichkeit
, zu einer eigenen größeren Machtbildung zu kommen. Erst das Aussterben
der Zähringer machte neue Entwicklungen möglich, die zur Entfaltung von bis
dahin untergeordneten Adelsfamilien, wie der Geroldsecker, und der Reichsstädte
führte. Das Ergebnis war die territoriale Zersplitterung der Ortenau, die
bis zum Ende des alten Reiches bestand.
H. Schwarzmaier hat mit diesem Aufsatz lang bestehende Postulate der
Ortenau-Forschung erfüllt: Die Darstellung der Bedeutung der alten Reichsklöster
für die hier wirksamen politischen Kräfte, die Skizzierung des ortenauischen
Adels und besonders die Herausarbeitung der überragenden Rolle der
Herzöge von Zähringen in diesem Gebiet. Als Anhang ist der Nekrolog von
Schuttern abgedruckt, eine Quelle, die bis ins 11. Jahrhundert zurückreicht und
die Namen von Mönchen und Äbten des Klosters und anderer Abteien enthält.
Eine weitere, für die mittelbadische Forschung ebenfalls äußerst wichtige
Arbeit ist die von Margareta Bull-Reichenmiller angefertigte Zusammenstellung
der „Baden betreffenden Archivalien aus dem Germanischen Nationalmuseum
Nürnberg". Dieses Museum hatte sich durch eine umfangreiche Sammeltätigkeit
eine Archivabteilung geschaffen, in der auch aus Baden stammende
Quellen vom 13. bis zum 20. Jahrhundert aufbewahrt wurden. In der Zwischenzeit
hat das Badische Generallandesarchiv große Teile dieser Bestände
übernommen, die nun hier in Regestenform den Interessenten zugänglich gemacht
werden. Es handelt sich um über 300 Einzelstücke, Urkunden, Akten,
Bände, Karten und Pläne, sowie Dokumente zur Geschichte der Nationalversammlung
in der Frankfurter Paulskirche. Ein Orts- und Personenregister er-
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