http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1976/0133
Obwohl die eigentliche Militärstraße, die unter Pinarius Clemens zwischen
Argentorate und Arae Flaviae angelegt wurde, auf der rechten
Kinzigseite vermutet wird, ist damit zu rechnen, daß es auch auf der
linken Kinzigtalseite nicht unbedeutende Römerwege gab.94 Darauf lassen
sowohl römische Trümmer als auch alte Paßstraßen von Süden her
schließen.
Am linksseitigen Kinzigufer lag zuerst die römische Ziegelei von Gengenbach
. Vermutlich war auch dort ein Kinzigübergang, der den Römerweg
mit der römischen Militärstraße und einer Römersiedlung auf der
rechten Flußseite verbunden hatte. Auf dieser Seite lagen römische Mauerreste
an der Landstraße bei Reichenbach, und das Gewann Remers-
bünd könnte an römische Reste früherer Jahrhunderte erinnern.95
Über Gengenbach auf dem Kastellberg, einem markanten in das Tal hinausragenden
Bergrücken, stand einst eine Säule zu Ehren des römischen
Gottes Jupiter. Dazu gesellen sich die „Götzenbidler der Isis, des Horus,
des Hercules und des Mercurius", die wahrscheinlich im Laufe des Mittelalters
im Mittleren Kinzigtal gefunden und im Kloster aufbewahrt
wurden.96 Auf der gleichen Seite wurde bei Biberach ein altes Steinpflaster
tief unter der heutigen Oberfläche in Ost-West-Richtung festgestellt.
Auch dieser Fund dürfte ein Rest aus der Römerzeit sein.97
Weiter talwärts erreichte die Paßstraße vom Schuttertal bei Prinzbach
das linksseitige Kinzigufer. Sie begleitete den Fluß in angemessenem Abstand
hinauf nach Steinach, vereinigte sich dort mit dem alten Weg vom
Hinteren Schuttertal, zog weiter und überquerte wahrscheinlich bei Haslach
die Kinzig. Von Haslach führte aber auch ein alter Weg durch das
Tal von Mühlenbach hinauf auf den Bergkamm, überquerte dort den Höhenweg
Kinzigtal — Heidburg — Rheintal und fiel hinaub in das Elztal.
An dieser Strecke wurde in der Nähe des Pfarrhauses von Mühlenbach
ein Altar der Göttin des Schwarzwalds, der Diana Abnoba, gefunden,98
und in Haslach erinnern das Grabrelief eines römischen Ehepaars sowie
zahlreiche Scherbenfunde an die römische Vergangenheit.99
Auf der rechten Kinzigseite stand einst eine rohe Jupitersäule hoch über
dem Fischerbachtal,100 und das Relief eines römischenn Kriegers, das am
Eingang des Tals eine Mühle ziert, stellt vermutlich eine Arbeit lokaler
Kunst dar.101
Entlang der weiteren römischen Straßenführung wurden römische Relikte
beim Schmittehof am Eingang des Kirnbachtals,102 in Wolfach 103 und im
Oberen Kinzigtal gefunden.104 Bei Schiltach wiederum kann noch heute
das römische Steinpflaster besichtigt werden, und auf der Paßhöhe des
Brandsteigs wurde eine römische Säulenbasis gefunden, die möglicherweise
von einer Jupitersäule stammt.105 Auf der Höhe bei Waldmössingen
sicherte dann ein Kastell den östlichen Zugang zum Schwarzwald und
damit zum Rhein ab.
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