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und uirst waren in der Minuskel der Vorlage zu verwechseln. Wir hätten so
einen zweiten -virst-Namen der Grenzbeschreibung, hier für den Bergrücken
östlich des Kambachtales. Der ist aber schon Teil des confinium, von dem
Breitinvurt nach der Aufzählung noch ein Stück entfernt liegt. Es handelt sich
also wohl um eine Übergangsstelle im Ober-Kambach, von der ein bekannter
Weg auf die Höhe, ad confinium Alamannorum, führte. — Der Übergang
brauchte nicht bemerkenswert „breit" zu sein; ähnlich heißt in Steinach im
Kinzigtal „der Dochbach an der einen flachen Stelle, wo der Weg über ihn
führt, braidebach".30
Zusammenfassung
Die Terminalia silvulae umschreiben zu Anfang des 12. Jahrhunderts die Etten-
heimer Mark als einen 5 bis 8 km schmalen Streifen Landes, der sich von Westen
nach Osten, von der Ebene ins Gebirge, gute 20 km hinzieht. Zuerst werden
die südlichen, dann die nördlichen Grenzmarken aufgezählt, jeweils von
Westen nach Osten (vgl. Langenbeck, Studien 184 f.).
Im Westen lag der „Rhein", d. h. der damalige Zustand der heutigen Altrheinlandschaft
bei Rust und bei Kappel. Am westlichen Ende sind zwei Grenzgewässer
genannt; dadurch läßt sich das kurze Weststück näher bestimmen: die
Tieffingruoba, der Vorgänger des Kapuzinergrabens, erreichte den „Rhein"
nördlich, der Rinkenwag südlich von Kappel. Womöglich verstand die Grenzbeschreibung
unter Rinkenwag noch etwas mehr: den ebenfalls wohl alten
Bleich- und jetzigen Elzlauf durch Kappel hindurch bis zur Vereinigung mit
dem Kapuzinergraben. Dann wäre die Westgrenze nicht offengelassen, sondern
in der Beschreibung enthalten, wie zu erwarten ist. Das Land westlich dieser
Linie ist „elsässisch", das alte Rust straßburgischer Vorposten, Kappel einer von
Rheinau.
Die Ostgrenze im Schwarzwald ist noch unbestritten und nicht ausgemarkt; sie
wird durch die allgemeinen Wendungen confinium bzw. conmarchium Alamannorum
bezeichnet; es ist der Grenzsaum zu den Romanensiedlungen im Welschen-
steinacher Bann. Dieser Grenzstreifen folgt, von Norden nach Süden betrachtet,
dem heutigen Kandel-Höhenweg, der Wasserscheide zwischen Schutter- und
Kinzigtal, von einem Punkt oberhalb der Kambachquellen bis zum Hohen
Geisberg. Der Ettenheimmünstersche Besitz im Harmersbach ist noch nicht
genannt.
Die Südgrenze beginnt mit dem Ringchinwach, dem alten Runs der Bleicha,
einem Grenzgewässer, dessen Spuren sich im Gelände noch von nordöstlich Rust
bis südwestlich Ringsheim verfolgen lassen. An einer Rida genannten Stelle,
vielleicht dort, wo die frühere Ringsheimer Gemarkungsgrenze auf den Rinkenwag
traf, hält nun die Grenze auf die Vorberge zu. Auf der Höhe gewinnt sie
Anschluß an den Königsweg, dem sie im Zuge der heutigen Kreisgrenze bis
nördlich Broggingen folgt, gekennzeichnet durch die Grenzpunkte Warde, Steine
und Bancenlae. Von der Straße Broggingen-Münchweier biegt sie ins Annahäuslebachtal
ab, hin zu einem buruc genannten befestigten Hof und geht den
alten Burkbach hinauf bis zur Quelle. Von dort gewinnt sie den Berg hinauf
Anschluß an den langen Höhenweg, der via Sneite, dem sie bis zum Streitberg
(Stephanes virst) folgt. Von dort geht es längs der Wasserscheide über den
Raubühl und einen Punkt beim Grubhof (Wezzistein) zum Hünersedel (Stoufin-
berc), dann zu einer Quellwiese Rotzel und über die Rufenbauern Ecke zum
Sallenberg und die Gegend Höhehäuser, von wo (nach Nordwesten hin) das
conmarchium Alamannorum erreicht ist.
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