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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1976/0184
Pfarrer Eberhard Hirschmanns „Hochzeitsmedaillen"

Schwarzwälder Dona Nuptialia des XVIII. Jahrhunderts
Ein Beitrag zur Prae-Numismatik

Von Gerhard Messler

I. VORWORT

Manchem Leser mag der Inhalt der nachstehenden Seiten ein wenig kurios
erscheinen, da er von Medaillen handelt, die es weder gibt noch jemals gegeben
hat. Dennoch gehört er zweifellos dem weiteren Umkreis numismatischer Arbeitsgebiete
zu, und von daher ist seine Berechtigung abzuleiten.

Jeder Numismatiker kennt unter den aus vielen Stilepochen vorliegenden ad-
hoc-Geprägen jene, die besonderen Ereignissen im Lebenslauf einzelner Menschen
gewidmet sind. Insbesondere wurden Geburt und Tod oft zum Anlaß
genommen, mittels Kleindenkmälern in Gestalt eigens geschaffener Medaillen
dem Gedächtnis der Nachwelt erhalten zu werden. Auch der vermöge der
durchschnittlichen Lebenserwartung früherer Generationen etwa in der Mitte
ihres Lebenswegs liegende Eheschluß war stets ein beliebtes Thema der Medailleure
und ihrer Auftraggeber. Schließlich eignet sich gerade der Altes verbindende
und Neues begründende Eheschluß in idealer Weise dazu, medailli
stisch gewürdigt zu werden.

Es ist mithin nicht verwunderlich, daß speziell die aus mannigfachen Gründen
äußerlicher Großartigkeit und repräsentativer Kunstgestaltung verhaftete Epoche
des Barock von der Möglichkeit, Familienfeste, insbesondere Hochzeiten, mit
großer Geste zu feiern, reichlich Gebrauch machte. Dabei ließ man sich auch die
Möglichkeit nicht entgehen, durch entsprechende Medaillenprägungen die Bedeutung
des Ereignisses herauszustellen. Dies um so mehr, als einerseits die
Ausdrucksmittel der zeitgenössischen Emblematik, andererseits der erreichte
Stand der Prägetechnik die Schöpfung medaillistischer Kleinkunstwerke gestatteten
, die sowohl als eherner Beleg des sie veranlassenden konkreten Ereignisses
, wie durch den in ihnen verspürbaren Ausdruck allgemeinen Zeitempfindens
von bleibendem Wert sind.

Wie umfänglich die repräsentationsbewußte Barockgesellschaft die Möglichkeit
nützte, den im Ehebund vollzogenen Zusammenschluß zweier Familien durch
eigens geschaffene Medaillen zu dokumentieren, ja, diesen Prägungen geradezu
die Rolle unserer heutigen Vermählungsanzeigen zuzuweisen, lehrt ein kurzer
Blick in beinahe jeden Auktionskatalog numismatischer Objekte. Ungeachtet
der dem gesellschaftlichen Stande der jeweiligen Auftraggeber entsprechend
unterschiedlichen Wahl der verwendeten Symbolik, verfolgen doch alle Ehemedaillen
das gleiche Anliegen. Wir finden am Avers solcher Werke zumeist
die Portraits der Brautleute, am Revers begegnet uns die bunte und einfallsreiche
Welt des Barock mit ihrer ausdrucksstarken und lebensbejahenden
Symbolik. Medaillen auf Eheschlüsse in Adelskreisen zeigen, besonders dann,

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