http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1976/0210
es 1594 ,seinen Berg vor dem Prinzbach als Erblehen der Gemeinde Biberach
überließ zur Anlage eines Weinbergs'."20
Diese Beispiele ließen sich noch vermehren. Bis zum letzten Jahrzehnt des
19. Jahrhunderts wußten Geschichtsschreiber nur vom 8. Jahrhundert als frühestes
Datum für unsere Gemeinde und bis in die jüngste Zeit haben Berichterstatter
und Erzähler, wie obige Beispiele belegen, für Biberach das Jahr 787
beibehalten.
Baders Karte von 1834 enthält aber nicht nur Orte aus dem ehemaligen Wirkungsbereich
Straßburg. Darum habe ich mich auch um Orts- und Jahreszahlen
der Baderschen Karte in anderen früheren Gauen umgesehen. Ich
stellte Fragen auch in Orten des einstigen Weingarteiba, des Tauber- und
Waldsassengaues und des Breigaus; denn zahlenmäßig liegen eine erdrückende
Mehrheit von Baderschen Orts- und Jahreszahlen in den ehemaligen Gauen
außerhalb der Ortenau. Die angeschriebenen Orte alle hier anzuführen, scheint
mir überflüssig. Ich hatte aus den Orten des Tauber- und Waldsassengaues, der
Weingarteiba und des Breisgaus soviel positive Antworten, daß ich es für
zweckmäßiger hielt, mir Leben und Werk. Josef Baders unter die Lupe zu
nehmen; denn bis dahin war mir nur eines seiner Erstlingswerke „Badische
Landes-Geschichte" vom Jahre 1834 bekannt. Josef Bader ist am 20. Dezember
1805 in Thiengen im Klettgau geboren. Nach seinem Gymnasialabitur in Freiburg
studierte er einige Semester Theologie, wechselte aber bald zur Rechtswissenschaft
über. Noch jung beschäftigte er sich schon mit der badischen
Landesgeschichte und bald erschienen fast laufend zuerst kleinere Arbeiten,
1830 die „Geschichte Waldshuts" — „Briefe über das badische Oberland" —
„Uber die Unruhen im Hanauischen". Nach einer gewissen Konsolidierung des
Großherzogstums Baden brachte er, wie schon oben erwähnt, im Jahre 1834
die „Badische Landes-Geschichte" heraus, der er seine „Karte der die badischen
Lande umfassenden Gaue zur Zeit der Carolinger" beigab. Ihm standen wie
jedem Forscher Bibliotheken und Archive, u. a. die Sammlungen Straßburgs
in reichem Maße zur Verfügung. In Straßburg aber lagen seit früher Zeit die
Urkunden und Schriften, die gerade unsere Gegend betrafen. Im Jahre 1837 arbeitete
Bader als Gehilfe am Generallandesarchiv in Karlsruhe, promovierte
am 2.10.1838 zum Doktor der Philosophie in Freiburg i. Br., ist 1841 Kanzlist in
Karlsruhe, 1844 Assessor und 1845 Archivrat und wurde 1872 zur Ruhe gesetzt
, arbeitete aber noch 11 Jahre an Heimatgeschichte, Volkssitten und Trachten
in Freiburg.
Noch einmal möchte ich Hansmartin Schwarzmaier zitieren, dessen erster
Satz einer Abhandlung im Jahre 1975 über die Benediktinerabtei Gengenbach
lautet: „Wer sich mit der Geschichte eines Klosters im 8. und 9. Jahrhundert
beschäftigt, muß sich zwar Rechenschaft darüber geben, 1. was man sicher
weiß, 2. was man erschließen kann und 3. was reine Vermutung ist... Immerhin
soll Gengenbach ja zu den ältesten Abteien der Ortenau und damit des
Oberrheingebietes gezählt werden. Was man sicher weiß, ist tatsächlich nicht
viel... Ergebnisse der Siedlungs-, Namens- und Patroziniumsforschung, der
Archäologie und Kunstgeschichte haben das Bild abgerundet und bestätigt.
Trotzdem gilt es festzuhalten: Längst sind wir im Bereich der Spekulationen,
des Kombinierens von Tatsachen, der Vermutungen und Beobachtungen, und
bei aller Forscherfreude wird man nicht übergehen dürfen, wie wenig man
doch sicher weiß." 21
Und noch ein Wort zur Tätigkeit des Klosters Lorsch: „Erst später hat das
764 gegründete Kloster Lorsch a. d. B. von Norden her bis in den Breisgau
208
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1976/0210