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hineingegriffen, wo sich seine Besitzungen mit denen des reichen Klosters
St. Gallen überschnitten. Doch St. Gallen wie Lorsch haben die Ortenau, also
das Straßburger Gebiet rechts des Rheines, ausgespart, wo die alten Klöster das
Terrain beherrschten." 22
„Daß die Angaben für die Zeit vor 800 mehr oder weniger Vermutungen sind,
die allerdings auf begründeten Rückschlüssen beruhen und damit einen hohen
Wahrscheinlichkeitsgrad beanspruchen können", meint auch Rainer Klengel
aus Nürnberg für „Die Benediktinerabtei Amorbach".23 Wie sehr gleichen sich
die Ansichten von Klengel und Schwarzmaier!
Hier möchte ich einige Vergleiche zwischen der Jubiläumsgeschichte Gengenbachs
mit der Geschichte des „uralten" Dorfes Biberach mit seinen Wallfahrten
zu den vierzehn Nothelfern und zum heiligen Wendelin anstellen. Und dazu
brauche ich Schwarzmaiers drei Punkte, 1. was man sicher weiß, 2. was man
erschließen kann und 3. was reine Vermutung ist. Hier drei Punkte für
Biberach!
1. Über Baders Karte, die Orte und Zahlen des Bistums Straßburg und Baders
Kartenanmerkung habe ich bereits oben berichtet. Sicher ist des weitern, daß
die Baderschen Zahlen für Hunderte Orte seiner Karte zutreffen. Sicher ist
auch, daß Bader als gewissenhafter, zuverlässiger Historiker von Fachleuten
seiner Zeit zum Mitarbeiter für ihre Werke gewonnen wurde. Ich nenne nur
zwei: Heinisch in seinem 1857 erschienen Kompendium „Großherzogtum Baden",
sowie in einem gleichnamigen Werk vom Jahre 1885, für dessen Einzelbeiträge
viele namhafte Autoren arbeiteten.
2. Was man „erschließen" kann, wäre zunächst die Tatsache, daß Bader im
Sinne seiner Kartenanmerkung die Jahreszahlen Urkunden entnahm, worin
die betreffenden Orte erstmals vorkommen. In der Zwischenzeit war die Geschichtsforschung
nicht nur stehengeblieben, sondern hat vieles mit großem
Erfolg weitererforscht. Ich darf hier die Studien zu merowingischen Urkunden
und Briefen, Untersuchungen und Texte von Karl Heinz Debus 1968, 24 Heinrich
Büttner „Franken und Alemannen in Breisgau und Ortenau" nennen, 25 zwei
einzelne unter vielen. Zu den Baderschen Zahlen las ich bei ihnen nichts
Neues. Man mag weiter erschließen, daß Bader vor dem großen Brand in
Straßburg 1870 seine Orts- und Jahresdaten noch den Urkunden entnehmen
konnte, worin die betreffenden Orte zuerst vorkamen. Nach der ungeheuren
Zahl der verbrannten Urkunden erschließen wir, daß die Urkunde von „Bibe-
raha 787", sowie jene der befragten Orte an der Kinzig stromabwärts bis zum
Rhein leider auch zu den vielen zählt, die das mörderische Feuer von Straßburg
vernichtete.
3. Was wäre nun als reine Vermutung anzunehmen? Die vorhandene Urkunde
von 1220 für Biberach ist sicherlich schon beachtlich. Allgemein jedoch
darf angenommen werden, daß die meisten Siedlungen mehr oder weniger
große Zeit vor der ersten Erwähnung bestanden haben. Daß sich in Biberach
schon manches vor 1220 zutrug, läßt eine Fußnote zu Wohleb/Schilli „Der
Kinzigtäler Bergbau in den Jahren 1700 bis 1754" erkennen: „1218 wurde in
Offenburg von Friedrich II. eine Münze errichtet und zwischen 1223 und 1225
wurde um den Zehntanspruch aus den Silber ertrügen von Biberach gestritten
!" 2«
Gothein erwähnt einen Streit um den Zehnten der Silbererträge zu Biberach,
dem nächsten Nachbarn von Prinzbach i. Kinzigtal, zwischen dem Pfarrer
und dem Kloster Gengenbach. Dazu meint Prof. Amman, die Urkunde (G.L.A.-
209
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