http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1976/0212
Karlsruhe, k. Gengenbach—Offenburg—Zell) spricht jedoch nur vom Zehnten
im Allgemeinen, nicht von Silberzehnten. Sie muß als Bergbauzehnt ausscheiden
. 27
Für den Bergbau in Biberach gibt es aber genügend Anhaltspunkte. Es sind
nicht wenige noch sichtbare Pingen und Stolleneingänge vorhanden, die teilweise
in „Silberstadt Prinzbach" von Amann/Metz Miterwähnung finden.28
In letzter Zeit wurden beim Straßenbau auftretende Stolleneingänge der Sicherheit
wegen zugemauert. Zum andern spricht der Flurname „Schmelzhöfen
" der öftere sprachliche Umformungen erlitt, so „Schmelzhöfe", sogar
„Schmelzhäfen", in Wirklichkeit „Schmelzöfen" hieß, für die lebhafte Bergbautätigkeit
in Biberach und seinen Gewannen; die Fundstellen in der „Enge"
und im „Burgerwald" sind zahlreich. In der Erinnerung alter Dorfbewohner
haftete verschwommen der oder jener Standort von Schmelzöfen. Die „Erz-
straße", von der Enge oder dem Erzbach kommend, führte zunächst über die
Hauptstraße, zweigte beim Brunnschen Haus östlich in Richtung obere Mühle,
die Fahrzeuge durchquerten in einer noch bis in die jüngste Zeit erhaltenen
Furt den Mühlbach. Die Schmelzöfen reihten sich an mehreren Stellen von der
oberen Mühle bis zum Ysensprung (Eisensprung) dem Mühlbach entlang.
Am Karfreitag des Jahres 1968 wurden im Zuge der Industriegebietserschließung
Reste eines ehemaligen Schmelzofens gefunden. Im neu ausgehobenen
Bett eines vorgesehenen Wässerungsgrabens traten ungezählte blaugrüne
Schlacken mit erheblichem spezifischem Gewicht an die Erdoberfläche; die
Bodenverfärbung in einer Umgebung von ca. 3 m zeigte verschiedene Farbtöne
und Reste verwitterten Mauerwerks. Dr. Taborszky vom mineralogischen
Institut der Freiburger Universität und Dr. Metz von Karlsruhe besahen sich
die Fundstelle. Im mineralogischen Institut Freiburg wurden die Schlacken
röntgenologisch analysiert und festgestellt, daß sie „relativ viel Blei, Zink,
Arsen, etwas Silber, Mangan, Barium und in Spuren Nickel, Kobalt und Wismut
enthielten. Damit ist es ziemlich fest, daß die Schlacken von früheren
Schmelzöfen herstammen". 29
Rätsel bezgl. des hohen Alters gaben mir verschiedene Bodenfunde. Das sind
in erster Linie eine beträchtliche Zahl von Pflasterfunden, die zwischen 40 bis
80 cm Tiefe unter der Erdoberfläche anzutreffen sind. Die Kunde davon sprach
sich von Mund zu Mund, von Generation zu Generation. Ein erstes Mal grub ich
zusammen mit dem damaligen Assistenten Dr. W. Kleiber und seinem Mitarbeiter
Tegtmeyer auf einem Getreideacker unweit vom westlichen Dorfausgang
von Unterentersbach. Besitzer des Grundstücks ist der Hengsthalter
Willmann. Es war ein Acker von reinem Lettboden, sozusagen steinfrei. In
einer Tiefe von 40 cm stießen wir auf ein komplettes, zweischichtiges Pflaster
aus Wacken, das nach Ansicht von Dr. Kleiber in der Breite der römischen
Marschstraße angelegt war.
Dieses Pflaster zieht sich m. E. bis vor zur Kinzigtalstraße; denn bei einer
Straßenkorrektur an der Einbiegung der Entersbacher Straße in die B 33
wurde in der Ostkurve von den Straßenbauern ein gleichartiges Pflaster angetroffen
. Beim Gasthaus zum Rebstock in Stöcken, das auf der gegenüberliegenden
Straßenseite der B 33 liegt, wurde vor Jahren (15. 2. 1969) bei Grabarbeiten
zum Umbau des Ökonomiegebäudes hart am Bahndamm überraschenderweise
ein weiteres Pflaster entdeckt, das vermutlich unter dem Bahndamm
südwestlich in Richtung Steinach weiterverläuft.
Bei der Straßenerneuerung der Biberacher Hauptstraße im Jahre 1963 wurde
von der Firma Vogel, Lahr, ein durchgehendes Pflaster, gleichgeartet wie die
210
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1976/0212