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unterrichtet, daß eine neue Aktion im Gange war, denn in einem Brief vom
Oktober 1797 an Ochs111 spricht er von den beiden Anführern List und Jägerschmidt
, denen er allerdings wenig gewogen war.
Die hier aufgezeigten politischen Verbindungen, der Verlauf der Basler „Um-
schaffung" und die Terminplanung für den Aufstand im Rechtsrheinischen
legen den Schluß nahe, daß beide Bewegungen koordiniert werden sollten. In
diesem Zusammenhang könnte eine Mitteilung von Bacher an Ochs vom
23. Oktober 1797 von Interesse sein, daß er von General Augereau einen Offizier
erhalten habe, der die gleichen Funktionen ausüben solle wie Gresselsberg
für Österreich. Es handelte sich um Albite, „capitaine-adjoint ä son etat-major-
general", und Ochs vermerkte in seinem Tagebuch am gleichen Tag: „Arrive
d'Albite, commissaire du general Augereau."112
Die Revolution zu Basel als geplanter Auftakt
Wartete man rechtsrheinisch auf die Revolution im Kanton Basel als Signal
für die eigene Umwälzung — und alles spricht dafür —, dann lassen sich sehr
wahrscheinlich manche Fragen beantworten, die Schweizer Historiker im Zusammenhang
mit der revolutionären Entwicklung in der Basler Landschaft
aufgeworfen haben.
Wir können hier den erregenden Ablauf der Basler „Umschaffung" nicht ausführlich
darstellen,113 doch wollen wir ihn wenigstens insoweit skizzieren, als
es zum Verständnis unserer These notwendig erscheint, wenngleich die Dinge
noch nicht mit Sicherheit geklärt werden können.
Ochs will also die Revolution von oben herab, keinen Volksaufstand; außerdem
soll sich die Schweiz selbst revolutionieren. Er glaubt, für die Durchführung
nach der Unterredung mit Bonaparte noch vier Wochen Zeit zu haben, um
dann im Großen Rat für die Gleichstellung von Stadt und Land eintreten zu
können; seine beiden Schwäger Vischer sollen im Anschluß an seine Rede einen
Antrag auf Befreiung der baslerischen Untertanen einbringen.114 Wohl beauftragt
er seinen Schwager, den Ratsherrn Peter Vischer, am 8. Januar im Großen
Rat die Motion zur Aufhebung des politischen Unterschiedes zwischen
Untertanen und regierenden Bürgern zu stellen, aber unerwartet findet bereits
am 18. Dezember eine außerordentliche Sitzung statt, „in der Vischer sich durch
die Erfüllung des Auftrages beleidigende Kränkungen zuzog."115 Er wurde mit
„gemeinen Schmähungen" überhäuft und „als Unruhestifter und Rebellenführer
bezeichnet. Legrand und Schultheiß Schnell unterstützten ihn. Aber die Mehrheit
war nicht gewillt, großzügig auf die Untertänigkeit der Landschaft zu verzichten
. Vier Stunden hielt Vischer aus, bis ihm die Nerven ganz einfach versagten
. Der Anzug wurde durch großes Mehr verworfen und nicht einmal zu
weiterer Behandlung, wie es die Ordnung verlangt hätte, in das Register eingetragen
."116 Der Antrag auf eine Verfassungsänderung, die Umwälzung „von
oben" war bereits im ersten Anlauf gescheitert! Wie der Große Rat sich gegen
sie wehrte, charakterisiert Hans Frey: „Wie Ochs von seinen Freunden erfuhr,
gebärdeten sich die Führer der aristokratischen Mehrheit auf eine Weise, daß
sie eher rasenden Tieren als Ratgebern einer regierenden Versammlung glichen.
Oberzunftmeister Andreas Merian, das Haupt der Strengkonservativen, drohte,
daß er es eher zum äußersten würde kommen lassen."11'
Die „Umschaffung" wurde durch einen revolutionären Schritt des „Kämmerleins
" vorangetrieben, gewiß nicht ohne Absprache mit der französischen Gesandtschaft
, möglicherweise auch auf Anregung von Mengaud: am Neujahrstag
1798 fand ein Festbankett von etwa 150 Personen im Zunftsaal zu Bären statt,
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