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nachher bewilligt habe."131 Diese Behauptung von Jägerschmidt kann
nicht übertrieben sein, und selbst Obser hakt hier ausnahmsweise einmal
nicht ein, denn sie findet ihr amtliche Bestätigung in einem Schreiben
des Basler Regierungsstatthalters vom 12. Januar 1799 an das helvetische
Direktorium, worin ein Gesuch Jägerschmidts um Verleihung des helvetischen
Bürgerrechts warm mit der Begründung empfohlen wird, daß
dieser „in unserem Kanton vieles für die Revolution getan hat".132 Jägerschmidt
wurde dabei nicht nur von Meyer, sondern auch von den Straßburger
Jakobinern List und Dr. Schwann unterstützt, die sich dazu bekannten
, Flugschriften befördert zu haben.133
Bei der erwähnten Zusammenkunft mit Pfunder fragte Jägerschmidt, ob
ihm nichts davon bekannt sei, daß im Markgräflichen nächstens eine Revolution
ausbrechen werde; er versicherte Pfunder, daß die Anstalten
dazu von Frankfurt über Karlsruhe, Freiburg bis gegen Basel, sodann
über Ulm und Augsburg und überhaupt im ganzen Schwäbischen Kreis
getroffen seien. Über 80 000 Bauern seien schon zum Aufstand parat. Die
Organisation der Landeseinwohner würde auf die nämliche Art geschehen
wie im Kanton Basel.
Dort war eine Basler Abordnung, die der Beruhigung der Landschaft dienen
sollte, gescheitert. Man hatte die Anhängerschaft der Revolutionspartei unterschätzt
. Beim Verlesen einer Ratsproklamation am 11. Januar ging es schon
stürmisch in Frenkendorf zu, wo auch die Gemeinde Niederschöntal versammelt
war: „Die Rufe: es lebe die Freiheit! es lebe die Gleichheit! schallten
wild durcheinander."134 Schlimmer wurde es noch in Liestal. Dort war von
einer patriotischen Gesellschaft im „Schlüssel" eine Bittschrift gebilligt worden
: „Man sprach von Freiheit und Gleichheit, von Aufhebung der Zehnten
und Bodenzinse, von Gewerbe- und Handelsfreiheit, von Abschaffung des Um-
geldes und dergleichen Wünschen mehr."135 Es kam zu Zwischenfällen, so daß
die Abordnung nach einem weiteren erfolglosen Besuch von Bubendorf beschloß
, die Rückreise anzutreten. In einer erneuten Versammlung am 13. Januar
in Liestal übergaben die Liestaler Ausschüsse den Ratsherren ihre Forderungen
mit den bekannten 4 Punkten: „Erstlich sind wir entschlossen, Schweizer zu
bleiben. Zweitens wollen wir Freiheit, Gleichheit, die heiligen unverjährbaren
Rechte des Menschen, und eine Verfassung, wozu Repräsentanten aus dem
Volke gewählt werden. Drittens, enge Vereinigung der Stadtbürger mit den
Landbürgern, als zu einem Körper gehörend, welche gleiche Rechte und gleiche
Freiheit zu genießen haben. Endlich begehren wir unverzüglich eine Volksversammlung
, wozu von Stadt und Land nach zu bestimmenden Regeln, z. B. von
fünfzig Bürgern einer, erwählt würde, welche den zu bestimmenden Gesetzen
für die Zukunft vorläufig beiwohnen könnten." Es waren durchaus maßvolle
Forderungen, aber in Basel beschloß man, eine dritte Abordnung aufs Land zu
senden. Doch die Liestaler wurden von Erlacher über die Auffassung der Basler
Patrioten unterrichtet, wonach die Ausschüsse aUer Gemeinden in Liestal
zusammenkommen sollten, um ihre Forderungen einheitlich vorzubringen. Die
Landschaft verfehlte nicht, ihren Wünschen Nachdruck zu verleihen, so daß
man in Basel eine Kommission einsetzte; am 22. sollten die Verhandlungen in
Liestal aufgenommen werden. Doch dieses bewährte Mittel verfing nicht. Die
Patrioten befürchteten eine Verschleppung, und die Ausschüsse von Liestal
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