http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1976/0227
Straßburger Jakobiner List, Dr. Schwahn und Kreutner laufend Kontakt
mit ihm hatten. Nach Aussage Christoph Hoyers, der die Verbindung zu
den Oberländern hielt, habe der Generaladjutant List den Vorwurf gemacht
, daß er die Sache zu leicht nehme, ihm aber doch allen Beistand
versprochen. Die Frage ist noch offen, wer dieser Generaladjutant wirklich
war. Den von Hoyer genannten Namen Albi faßte die Untersuchungskommission
als Mißverständnis auf; sie glaubte, daß es sich um eine Verwechslung
mit Agut handele, dem Generaladjutant-Adjunkt Augereaus,
der nach einer Meldung aus Straßburg vom 21. Januar 1798 im „Redac-
teur" (Amtsblatt der fränkischen Regierung) vom 28. Januar, mit List
und Wedekind angeblich eine Verschwörung zugunsten Augereaus gegen
Bonaparte und Reubell leitete.143 Möglicherweise war es aber jener Stabsoffizier
Albite, den Augereau im Oktober 1797 nach Basel abkommandiert
hatte.144
Hoyer reiste nach der Besprechung weiter nach Emmendingen,145 wo er
erneut mit Karl Fahrländer zusammentraf. Sie trennten sich in Müllheim,
und man wollte sich am Sonntag (14. 1.) in Basel wieder treffen. Während
man am 11. Januar in Offenburg wohl noch die letzten Fragen klärte,
hatte sich die Lage in Liestal zugespitzt. Nachdem der Artilleriefeldwebel
und Uhrmacher Wilhelm Hoch im Namen der Gemeinde den Basler Abgesandten
die Forderung nach Einführung einer repräsentativen Regierungsform
vorgebracht hatte und der Ratsherr Christ sich in seiner Antwort
zu unbedachten Äußerungen hinreißen ließ, war es zu einer erregten
Demonstration der Liestaler gekommen. Die Zeit war reif, so daß Jägerschmidt
den Waldhornwirt Pfunder aus Grenzach auf den 12. Januar
nach Liestal rufen ließ, um ihn über den geplanten Aufstand zu unterrichten
. Er versicherte diesem, daß die Anstalten zur Insurrection so gut
getroffen seien, daß es keinen Fehlschlag geben könne: „Er glaube, daß
alles ohne Blutvergießen ablaufen werde." In einigen Tagen würden französische
Husaren Lörrach besetzen, wovon der dortige Bürgermeister
vorher in Kenntnis gesetzt werden müsse, um vorbereitet zu sein. Wir
haben keinen Anhaltspunkt dafür, ob eine solche militärische Aktion tatsächlich
eingeplant war. Möglicherweise rechnete Jägerschmidt auf eine
Unterstützung Mengauds, der aber auch im Zusammenhang mit seinem
Revolutionsplan für die Schweiz das Direktorium vergeblich ersucht hatte,
ihm den General Dufour in Hüningen zu unterstellen, um jederzeit über
das Militär verfügen zu können. Vielleicht wollte man Weidenbach auch
nur einschüchtern, da es diesseits des Rheines so offensichtlich der propagandistischen
Unterstützung Frankreichs mangelte. „Statt indes mit einer
Schar gleichgesinnter Bauern in Rötteln einzufallen und die Bevölkerung
mit sich fortzureißen, wählten sie einen weit umständlicheren Weg und
benahmen sich dabei so ungeschickt und unvorsichtig als möglich", so
meinte jedenfalls Obser,146 der aber übersah, daß eine solche Teilaktion
vorzeitig den militärischen «Widerstand mit allen Konsequenzen herauf-
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