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während dieser Zeit in Behandlung der ihm vorgekommenen Krankheiten solche
Beweise seiner Geschicklichkeit abgelegt habe, daß er sowohl in dieser
Hinsicht als in Ansehung seines moralischen Charakters aller Orten aufs Beste
empfohlen zu werden verdient". 252 Am 8. September gestattet ihm der Präsident
und Beisitzer der Sanitäts-Kommission der Verwaltungskammer des Kantons
Bern die freie und ungehinderte Ausübung der Arzneikunst, insofern er
die Niederlassungserlaubnis seitens der Verwaltungskammer erhalte.
Im Herbst des gleichen Jahres unternahm Sebastian mit Schmiel, der inzwischen
zum helvetischen Hauptmann ernannt worden war und der in seinen
Aufzeichnungen aus jener Zeit Sebastian wiederholt „als wackern, aufgeklärten
Mann" bezeichnet, und einem weiteren Gefährten eine größere Bergwanderung
mit der Route: Berner Oberland—Grimsel—Wallis—Nufenen—Bedretto—Gotthard
—Uri—Luzern. Man lernte dabei nicht nur die neue Heimat, sondern auch
sich untereinander kennen, so daß sich zwischen Sebastian Fahrländer und
Schmiel eine lebenslängliche Freundschaft entwickelte. Als Schmiel im August
1815, damals eidgenössischer Oberst, lebensgefährlich erkrankte, vermerkte er
nach über 25 Jahren beim Tode Sebastians in einem Brief an seinen Sohn Julius
: „Ihm verdankte ich 1815 mein Leben." 253
Inzwischen hatte Bonaparte in der Verfassung von Malmaison (29. April, 29. Mai
1801) die Aufteilung des Fricktales unter die Kantone Basel und Aargau vorgesehen
. Nach der Entwicklung der Dinge zu schließen, muß Herzog schon frühzeitig
die Bereitschaft aufgegeben haben, die Organisation des Fricktales vorzunehmen
. Obwohl er zu den gemäßigten Unitariern zählte, übernahm er nach
dem föderalistischen Staatsstreich vom 27. und 28. Oktober 1801 das Amt eines
aargauischen Kantonsstatthalters, aus dem er aber nach drei Monaten wieder
entlassen wurde. Am 21. November erhielt Dolder als einer der vier Kleinräte
das Finanzdepartement. Angesichts der katastrophalen finanziellen Lage
der Schweiz war er sicherlich schon ressortmäßig zur Aufbesserung der Kriegskasse
an einer raschen Eingliederung des Fricktales interessiert. Andererseits
hielten sich die Brüder Fahrländer als Ortsbürger von zwei fricktalischen Gemeinden
und aufgrund ihrer persönlichen Verbindungen in Frankreich und der
Schweiz nicht nur für befugt, sondern auch verpflichtet, die Belange des Fricktales
wahrzunehmen. Ihre Pläne sahen eine grundlegende und umfassende
Hilfe vor.
Die Brüder Fahrländer setzen sich für einen Kanton Fricktal ein
In der konsequenten Durchführung des Vertrages von Luneville, die vor ihm
niemand angepackt hatte, sah Dr. Fahrländer die einzige Möglichkeit, den ausgeplünderten
Landstrich von finanziellen Lasten zu befreien und die ohnehin
geringe Finanzkraft des Landes zu erhalten und zu entwickeln. Er schilderte
die damalige Situation einige Jahre später254:
„Das Land war aufs tiefste erschöpft, die Einwohner waren durch die Kriegslasten
verarmt, die Gemeinden verschuldet, die öffentlichen Einkünfte gering;
und alles, was das Land noch an Zehnden und Bodenzinsen ertrug, floß auswärtigen
Stiftern und geistlichen Korporationen zu. Diese hatten im Lande
noch viele eigentümliche Güter, Meierhöfe, Waldungen, Kapitalien. Ihnen also
gehörte der Reichtum des Landes. Vom Hause Österreich war das Fricktal an
das Kloster Einsiedeln für 100 000 Gulden verpfändet. Dazu kam noch, daß das
Fricktal seit 1799 vom Breisgau, von dem es stets einen ergänzenden Teil ausgemacht
, durch französische Besitznahme getrennt war. Zur Verhütung unzäh-
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