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lauchringen am Hochrhein. Am 13. Juni 1937 übernahm er die große
weitverzweigte Pfarrei Oppenau und diente derselben in Treue und Hingabe
bis zum 1. Dezember 1964. Bald kannte er jede Familie und jeden
Hof seiner großen Pfarrei. Durch die politischen Verhältnisse jener Zeit,
den Ahnennachweis zu erbringen, kam er zu der „Haus- und Hofforschung
" innerhalb seines Kirchspiels. Für jedes Gebäude hatte er die
darin lebenden Geschlechter an Hand der Kirchenbücher bis 1629 erforscht
. Diese skizzenhaften Aufzeichnungen, wohl in dieser Art ein einmaliges
Werk für eine Gemeinde, befinden sich in sechs Ordnern im
katholischen Pfarramt. Ebenso hat er 16 Oppenauer Geschlechter nach
den Kirchenbüchern erforscht. Des weiteren war er mitbeteiligt an der
Herausgabe des „Bürk- Birk-Geschlechts" im Deutschen Geschlechterbuch.
Bei der Bereitstellung von Unterlagen für die Herausgabe des Heimatbuches
„Geschichte des Oppenauer Tales" durch die Stadt Oppenau (1952)
und bei der Gründung und Einrichtung des „Regionalen Heimatmuseums
für das Renchtal" im Jahre 1939 hatte er maßgeblich mitgearbeitet.
Für seine vielseitige Tätigkeit auf dem mitmenschlichen Sektor verlieh
ihm die Stadt Oppenau 1963 das Ehrenbürgerrecht.
In Anerkennung seiner hervorragenden Tätigkeit für das Allgemeinwohl
wurde ihm in einer Feierstunde am 9. März 1972 das Bundesverdienstkreuz
I. Klasse überreicht.
So lange es ihm gesundheitlich noch möglich war, hatte er stets mit großem
Interesse die örtlichen Veranstaltungen unseres Vereins besucht und
hierbei oft wertvolle Ratschläge erteilt.
Mit Otto Victor Vorbach verlor der Historische Verein ein vielseitig tätiges
Mitglied, dem wir ein ehrendes Gedenken bewahren werden.
E. Schopferer
In memoriam Gottlob Schlörer, dem Dorfschulmeister,
Heimatforscher und Naturwissenschaftler aus Leidenschaft
Der Vorname verrät uns schon: Gottlob Schlörer stammte aus tief religiösem
Elternhaus. Der Vater war Reiseprediger. Sein am 11. Mai 1891 geborener jüngster
Sohn begleitete ihn oft auf seinen Gängen von Mosbach, dem Geburtsort,
aus in die nähere und weitere Umgebung zu den Bibelstunden. Wehe, wenn
der Bub nicht brav, mit demütigem Gesicht und gefalteten Händen dabeibleiben
wollte und den „Brüdern und Schwestern in Christo" in seinem unbändigen
Freiheitsdrang zum Ärgernis wurde! Eine ordentliche Tracht Prügel zwang
ihn zu immer neuer Anpassung. Diese Erziehung legte den Keim zu einer recht
kritischen Gottesbetrachtung in die noch kindliche Seele des kleinen Gottlob.
Der Vater fand in Bretten eine neue Wirkungsstätte, wo der Heranwachsende
die Realschule bis zur Mittleren Reife besuchte. Im Karlsruher Lehrerseminar
erhielt er seine schulpraktische Ausbildung. Er mied das Internat mit seinem
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